Museum Tinguely
08.06.2022 – 21.08.2022
Einen ganzen Sommer lang wird die Performance Kunst im Museum Tinguely mit BANG BANG – translokale Performance Geschichte:n gefeiert. Die prozessorientierte Ausstellung stellt die Schweizer Performance-Landschaft, ihre Protagonistinnen und Netzwerke ins Zentrum und präsentiert zugleich ein reiches und vielseitiges internationales Programm. Über Videoinstallationen, Performances, Fotos, Texte und Diskussionen wird die unglaublich vielfältige Geschichte dieses Mediums aufgefächert. Es ist ein einmaliges Kaleidoskop, welches hier ausgebreitet wird.
BANG BANG zeichnet eine Kartografie der Performance Kunst, um die beweglichen Konturen dieser Disziplin neu zu verhandeln. Als Festival der Performance-Kunst ist BANG BANG in Themenfelder gegliedert. Diese verschränken an sieben Wochenenden Live-Performances, Gespräche und Präsentationen und verbinden Publikum, Künstler:innen,
Forscher:innen, die Öffentlichkeit und das Museum. Direkt erlebbar, spektakulär oder unmerklich wird BANG BANG im Museum Tinguely und umliegenden Solitude-Park stattfinden und vom 8. Juni bis
21. August 2022 dazu einladen, die unterschiedlichen Dimensionen der Performance-Kunst zu entdecken.
Die Ausstellung will fliessend und wandelbar sein, soll nicht abschliessende historische Antworten liefern, sondern möchte die aktuellen Fragen des Genres öffentlich zur Diskussion stellen. An den Schnittstellen verschiedener künstlerischer Bereiche ist die Performance zu einem bevorzugten Medium mehrerer Generationen von Künstler:innen geworden. Diese heute sehr präsente Kunstform ermöglicht den augenblicklichen Ausdruck von ästhetischen, gesellschaftlichen und politischen Forderungen. Die von Natur aus experimentelle Performance Kunst kann provokant und laut oder dezent und kaum greifbar sein. Sie ist eine vergängliche Form der Kunst, unvorhersehbar und unglaublich lebendig.
Zur Auffächerung dieser verschiedenen Dimensionen der Performance-Kunst werden die Kapitel, in die sich das Festival BANG BANG gliedert, über den ganzen Sommer hinweg erforscht und diskutiert. Jedes dieser Themenkapitel bildet somit auf seine Weise ein Gerüst für die Ausstellung, ist aber keineswegs ein enges Korsett. Im Wesentlichen zeichnen sie die rhizomartigen Konturen einer schwer fassbaren Praxis nach.
1 – «Saga»
(Blick zurück)
11. bis 12. Juni 2022
Obwohl die Performance ein junges Medium ist, hat sie bereits viel(e) Geschichte(n) geschrieben. In diesem Kapitel betrachten wir die Performance-Kunst als Schmelztiegel von Impulsen und Strömungen aus diversen Richtungen und Kulturen, aus Momenten der Vergangenheit und einer Geschichte der Kunst und ihrer Formen – ein Flechtwerk verschiedener Inspirationen, das heute ein reiches Erbe und einen fruchtbaren Boden für generationenübergreifende Dialoge darstellt.
2 – «Ausbruch aus den Medien»
(ästhetische Praxen, Hybridisierung)
17. bis 19. Juni 2022
Die Performance-Kunst ist eine Grenzgängerin zwischen den Disziplinen, verschiedenen Genres und einer Vielzahl von Quellen und Medien. Visuelle Kunst, Theater, Tanz, Musik und Literatur, aber auch Kabarett und Zirkus, Videos und Installationen sowie Objektkunst und Malerei können unter ihrem Dach verschmelzen, sich in ihr verlieren und sich zu Neuem fügen. Sie macht die Grenzen zwischen den Genres durchlässig, ermöglicht das Beleuchten von Fragen der Fluidität und spielt mit der Hybridität des Körpers, fruchtbaren Diskrepanzen, dem Lachen und Kostümierungen. In diesem medialen Crossover verwandelt sich die Performance-Kunst, erfindet sich ständig neu und entfaltet, indem sie sich von den Konventionen der Genres löst, eine kritische und poetische Kraft.
3 – «Zur radikalen Gleichwertigkeit von Erfahrungen»
(Queer, Choreopolitics)
24. bis 26. Juni 2022
Im Zentrum dieses Themenfelds steht die Frage des Orts, von dem aus man sich äussert. Von wo aus sprechen wir vom «ich» oder vom «wir»? Und wie beeinflusst der Kontext – Gesellschaft, Architektur, Institutionen, Familie, Schule, Gendernormen, Arbeitsumfeld – unsere Empfindungen, unsere Körpersprache, unsere Haltung und unser Handeln?
4 – «Flüchtige Tat»
(Politik, Aktivismus, Feminismus)
1. bis 3. Juli 2022
Diese Thematik beschäftigt sich mit der Frage des Gemeinsamen, des Kollektivs, des öffentlichen Raums und damit auch des Aktivismus, des Informationsflusses und der Medien. Die Performance-Kunst hinterfragt unsere Beziehung zum Politischen und kann zu einer Quelle der Irritation und einem Ort der Subversion und der Grenz-
überschreitungen werden, um so die Forderung nach Selbstermächti-
gung zu erheben.
5 – «Soziale Eleganz»
(Freundschaft, Szenen, Netzwerke)
5. bis 7. August 2022
Netzwerke, Kollektivität und Gemeinschaft sind die Kernpunkte dieses Kapitels im Zeichen der Freundschaften und des gemeinsamen Wirkens. Ist die Performance nicht de facto eine Kunst des Zusammenseins, des Kollektiven und der Interaktion? Der Austausch von Ideen, das Bündeln von Kompetenzen, die Bildung eines Teams: Solche Aspekte stehen im Mittelpunkt des kreativen Schaffens, das insbesondere auf (kuratorischen, künstlerischen und historischen) Netzwerken und geteilten Einflüssen beruht.
6 – «Direktübertragung»
(Situation, Rezeption)
12. bis 14. August 2022
Beleuchtet wird hier die direkte Erfahrung des Kunstwerks durch die gleichzeitige Anwesenheit von Künstler:innen und Zuschauer:innen während einer Performance. Kunstschaffende und Publikum teilen sich dieselbe Zeit und denselben Raum, der von allen Anwesenden gemeinsam wahrgenommen wird. Diese Kopräsenz verleiht den Zuschauer:innen eine besondere Rolle: Sie werden Zeugen eines zwar vergänglichen, aber in ihren Erinnerungen nachhallenden Werks. Die zeitliche und räumliche Nähe zwischen Publikum und Künstler:in macht die Performance zu einem einzigartigen künstlerischen Medium.
7 – Freckly Night
(Schillernde Momente zwischen Vergangenheit und Zukunft)
19. bis 21. August 2022
Den Abschluss unseres Ausstellungsprojekts bildet eine Zelebrierung dessen, was Performance ist, war und sein (oder nicht sein) kann. Im Zeichen von Sinnlichkeit, Energie, Humor und Kollektivität feiern wir gemeinsam die lebenden Künste und würdigen sie mit Konzerten, Performances und Shows.
Verein Performance Chronik Basel/Revolving Histories Projekt:
Muda Mathis, Chris Regn, Andrea Saemann, Lena Eriksson
Projektteam Museum Tinguely: Séverine Fromaigeat, Kuratorin