Bruno Jakob | Edit Oderbolz
31.08.2016 – 06.11.2016
Kunsthaus Baselland
Bruno Jakob
Bruno Jakob malt mit Wasser. Seine Pinsel taucht er in kleine Plastikgefässe, die mit Wassern verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Temperaturen gefüllt sind. Aber er malt auch mit Luft und Liebe. Und er hält Behälter mit Energiewellen bereit, vor allem solchen aus seinem Gehirn, er nennt sie brainwaves. Dies sind die Materialien, mit denen Jakob seine Kompositionen auf die Leinwand bringt. Mit Wasser zu malen ist gleichzeitig historisch und gegenwärtig, es umfasst den Augenblick sowie das Unendliche.
Bruno Jakob malt unsichtbar. Sehen wir deswegen nichts? „Wieviele Bilder haben wir im Kopf, die nie jemand sehen wird?“ fragt der Maler mit herzlichem Lachen. Er gibt jenen Bildern im Kopf die Möglichkeit sich zu zeigen – auf seinen unsichtbaren Bildern. Müssen wir Kunst sehen um sicher zu sein, dass sie da ist? Ist Kunst nicht existent, nur weil wir sie nicht sehen? Braucht Kunst ein Publikum? Mit seinen unsichtbaren Bildern hat Jakob noch ein anderes Problem für sich gelöst: er malt abstrakt und figürlich zugleich. Zum Beispiel bilden die monochromen – abstrakten – Farbflächen seiner Invisible Paintings (1986) die Grundierung für seine mit Wasser gemalten Figuren. Bruno Jakob führt den Akt des Malens auf. In seinen Malerei-Performances lässt Jakob das Publikum teilhaben am Entstehen neuer Bilder oder Skulpturen. Er köchelt sein Material auf mitgebrachten Herdplatten auf, er mischt sich seine Farb-Stoffe und stellt dann den Akt des Malens dar. Dabei ist er ganz im Hier und Jetzt und hochkonzentriert. Sein New Yorker Künstlerfreund Hans Witschi unterstützt diese Performances mit seiner Musik. Bruno Jakob ist kein Esoteriker. Er ist verbunden mit unserem Universum und bringt hauchfeine Spuren davon zu Papier. Zeitzeugen materialisiert als gewellte und sanfte, hügelige Landschaften.
Aber Bruno Jakob malt auch sichtbar. Zum Beispiel seine Serie Meine sichtbaren Gedanken während der heissen Zeit (1983). Das sind 3 Kartonschuber gefüllt mit 1800 Zeichnungen. Er hat sie als Dreiergruppe im Raum platziert. „Bücher sind für mich wie Skulpturen“ sagt Jakob, Kartonschuber auch. Die sichtbaren Gedanken sind in den Schubern archiviert – man muss sie nicht sehen, denn wir wissen ja: sie sind da.
Donnerstag 20.10.2016, im Kunsthaus Baselland:
Performance mit Bruno Jakob und Hans Witschi, sowie Book Launch
Edit Oderbolz
Edith Oderbolz sucht den Anfang von Raum. Was macht den Raum zu einem Ort, in dem wir Erfahrungen sammeln und Handlungen vollziehen? Wo beginnt ein Raum, was grenzt ihn ab von anderen Räumen, wie bewegen wir uns darin? Oderbolz sucht das Niemandsland. „Niemandsland ist der Leerraum zwischen dem Stadtkörper und seinem zu gross geschneiderten Planungsanzug“, sagte einst Lucius Burckhardt (1925–2003), es ist der Ort, wo wir frei sein können – im Raum und im Kopf. Hier entstehen die Arbeiten von Edit Oderbolz.
Zum Beispiel die Installation Now Rain, Now Sun (2016). Eine gefaltete Zeitung wird plötzlich zu Raum. Sie bietet Schutz – vor Regen oder Sonne. Es entsteht Innenraum, Aussenraum, Zwischenraum. Es entsteht eine Siedlung, Raum wird eingenommen, Terrain besetzt; kann aber auch ganz schnell wieder verschwinden. Ein einfacher Akt, der das Prinzip von Architektur in Kraft setzt. Gleichzeitig ist es aber auch Skulptur. Sie beeinflusst umgekehrt den Raum, in dem sie zu stehen kommt, verändert ihn, oder verbindet ihn mit anderen Räumen, eröffnet neue Räume – vorallem mit jenen im Kopf.
Zum Beispiel die im grossen Bild gezeigte Arbeit Pose (2016). Sechzehn Meter Armierungseisen, schwarz gespritzt, zu einer Skulptur zusammengesetzt – oder ist es Architektur? – nehmen den Raum ein. Ein Objekt welches man umgehen muss, welches immer neue Blickwinkel freigibt, es gibt ein vorne und hinten, ein unten und oben, aber immer bleibt der Blick aufs Ganze frei. Dieser fällt auf schwarze dezente Flächen, die auf die umliegenden Wände aufgebracht sind. Sind es Türen zu einem nächsten Raum? Fenster?
Es sind Öffnungen – solche die unsere Gedanken erweitern und zu verstehen geben, dass da mehr ist als nur der Raum, in dem wir uns befinden. Wir sind nicht allein. Was machen wir damit? Wie gehen wir um mit Grenzen? Was trennt unsere Räume voneinander? Ist es ein Zaun, eine Mauer oder nur ein notdürftig verhängtes Tuch? Architektur baut Gebäude im Raum, Philosophie baut Gedankengebäude und die Kunst von Edit Oderbolz vereint diese Disziplinen aufs Schönste.