Im vergangenen November hat die Kunsthalle Basel bekanntgegeben, dass der in Genf lebende Kurator und Künstler Mohamed Almusibli ab März 2024 die Direktion des Hauses von Elena Filipovic übernehmen wird. Zusammen mit zwei Partner:innen hat der 33-Jährige in Genf den temporären Projektraum «Cherish» betrieben, der im 2023 seine Türen schloss. Artinside hat den designierten Direktor in Genf zu einem Gespräch getroffen. Mohamed Almusibli im Gespräch: «Ich bin ein guter Beobachter» weiterlesen
Archiv der Kategorie: Kunsthalle Basel
Deana Lawson – Centropy
Kunsthalle Basel | bis 11.10.2020
Deana Lawson folgt Fremden. Sie begegnet ihnen auf einem Feld in Jamaika, in einer brasilianischen Favela oder einem Kinderladen in der Bronx, und sie erkundet ihre Nachbarschaft oder be-reist die Welt auf den Spuren der afrikanischen Diaspora. Fasziniert von der Präsenz oder dem Stil von jemandem, von einem Körperschwung, einer Narbe im Gesicht oder einer Frisur, erkennt die in Rochester, USA, aufgewachsene Künstlerin in diesen Fremden etwas, das sie «gottähnliche Wesen» nennt. Deana Lawson – Centropy weiterlesen
Kaari Upson – Go back the way you came
Kunsthalle Basel
30.08. – 10.11.2019
Von Sibylle Meier
Kaari Upson hat keine Scheu, sich dem Unnahbaren, dem Unvertrauten oder Unheimlichen zu nähern und sich mit eigenen oder fremden Traumata direkt zu konfrontieren. Die 1972 in San Bernardino (USA) geborene Amerikanerin ist gerade dabei, Europa für sich zu gewinnen. Sie stellt derzeit Ihre Arbeiten an der Biennale in Venedig aus und ist parallel zur aktuellen Schau in der Kunsthalle Basel demnächst auch im Kunstverein Hannover zu sehen – der Stadt, aus der ihre Mutter vor vielen Jahren nach Amerika ausgewandert ist.
Ihrer Mutter begegnen die Besuchenden denn auch gleich im ersten Raum der Ausstellung in der Kunsthalle Basel; dann nämlich, wenn sie sich in einem merkwürdigen Wald aus baumelnden ‘Ast-Beinen’ wiederfinden, die den Weg in den Raum versperren. Mother’s Legs nennt die Künstlerin diese Arbeit, die eine Kombination aus bemalten und skalierten Latex-Abgüssen der Knie ihrer Mutter und ihrer eigenen sind und den Ästen des Hausbaumes aus Upsons Kindheit, den sie kurzerhand für ihre jüngsten Arbeiten fällen liess. Dieser Baum, eine Ponderosa-Kiefer, zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Ausstellung und musste auch deshalb weichen, weil San Bernardino regelmässig von Waldbränden und Erdbeben heimgesucht wird und eines Tages zur Bedrohung für Upsons Elternhaus hätte werden können. Die sorgfältig in Rosa- und Brauntönen bemalten Skulpturen, die sie, wie Upson betont, fast lieber als Malerei denn als Bildhauerei betrachtet, rufen Assoziationen an menschliche Haut, an Fleisch hervor. Die ‘Mutterbeine’ erinnern aber auch an unseren Ursprung, an unseren Weg durch den Körper einer uns eigentlich fremden Person.
Lücke zwischen Vertrautem und Fremden
Upson interessiert sich für die Lücke zwischen dem Vertrauten und dem Fremden, zwischen Sicherheit und Unbehagen und sucht nach Wegen, diese Kluft zu überwinden. Dabei ist sie sich selbst ihr Untersuchungsgegenstand. Als Subjekt, was wörtlich das Zugrundeliegende heisst, nähert sie sich den Dingen, die sie umgeben und geprägt haben und übersetzt sie in eine Art materielle Psychologie. Jedoch meint Subjektivität bei Upson nicht einfach ‘Ich’. In ihren unheimlichen Filmen (A Place for a Snake oder Nightsplitter) zum Beispiel tritt sie oft als Double ihrer selbst auf oder lässt sich von einer Freundin, in Kaari-Upson-Schminke-und-Verkleidung, stellvertreten. Es gibt keine zuverlässige Erzählerin in ihren Werken.
Ihr intelligenter Umgang mit Material hat eine beeindruckende Präzision. Es ist, als ob sie Schichten aus der Vergangenheit löst und sie ins Jetzt herüberschleift. Dabei nimmt sie die Veränderungen, Spuren und Verluste, die durch diese Transformation entstehen, nicht nur mit, sondern heisst sie willkommen. Ihre Arbeit O-Snag (Titelbild) ist ein Versuch, das Gesicht ihrer Grossmutter aus der Erinnerung zu modellieren. Drei weitere Büsten gelten demselben Versuch, aber von einer Freundin Upsons ausgeführt. Die Büsten wurden abgegossen, skaliert und bemalt. Fehler in der Wiedergabe können in diesem Sinn nicht passieren, denn das Experimentieren mit Material bringt immer Dinge hervor, die nicht antizipiert werden können – und sollen.
Die Büsten sind unzuverlässige Abbilder einer Frau, die gleichzeitig eine Verwandte darstellen und eine komplett unbekannte Sie. In vielen hochtechnisierten Schritten entwickelt Upson ihre Skulpturen, welche den Spagat zwischen Vertrautem und Unheimlichen oder Vergangenem und Gegenwärtigem schaffen und deren sichtbare Spuren zu Zeugen dieser Transformation werden. Materialität wird zu einem Träger von Zeit, einer weiteren wichtigen Komponente in Upsons Werk. Nicht nur manifestiert sich Zeit in den Generationen, die sie aufruft, sondern z.B. auch in den überdimensionalen Pillendosen (DAY COFFIN, 2018-2019), welche die Zeit in eine Wochenration einteilen und die – schon wieder – den Übertritt zum letzten Raum erschweren.
Dort befinden sich unter anderem Skulpturen aus Stamm oder Ästen der gefällten Kiefer oder Fragmente aus Upsons Elternhaus, alle abgegossen aus ihrem bevorzugtem Material: Latex. Ein Abguss aus Latex ist eine minutiöse Kopie. Er ist so etwas wie eine dreidimensionale Fotografie und könne, z.B. in der Forensik, selbst DNA-Spuren aufnehmen, so die Künstlerin. Ihre Abgüsse werden zu einer zweiten Haut der Dinge, die die Erfahrungen und Traumata der Künstlerin in sich aufnehmen und kraft ihrer eigenwilligen skulpturalen Sprache transzendiert werden.
Lynette Yiadom–Boakye – A Passion To A Principle
Lynette Yiadom–Boakye
A Passion To A Principle
bis 12.02.2017
Kunsthalle Basel
Die Ausstellung ist angefüllt mit Figuren, die einen direkt, ja fast schon herausfordernd anblicken. Andere stehen, die Arme in die Hüften gestemmt, und wenden den Blick ab, oder sie ruhen nachdenklich blickend in der weichen Umarmung eines Sofas oder einer Hängematte. Wieder andere halten extravagante Vögel (eine Eule auf einem, einen Pfau auf einem anderen Gemälde), so als ob dies ebenso selbstverständlich wäre wie das Halten einer Zeitung, oder sie breiten ihre Gliedmassen mit der Körperspannung durchtrainierter Tänzerinnen und Tänzer aus. Lynette Yiadom–Boakye – A Passion To A Principle weiterlesen
Erin Shirreff – sensible Studien zu Zeit und Raum
Erin Shirreff
Halves and Wholes
02.09.2016 – 06.11.2016
Kunsthalle Basel
Erin Shirreffs Ausstellung Halves and Wholes in der Kunsthalle Basel wird die bislang grösste Präsentation der in New York lebenden kanadischen Künstlerin in einer europäischen Institution sein. In Basel werden u.a. neue fotografische Arbeiten als auch ein Film in Form einer Doppelprojektion Premiere feiern. Der neue Film
Concrete Buildings (2013–16) beschäftigt sich essayistisch mit den weniger beachteten architektonischen Arbeiten des bekannten Minimal-Art-Künstlers Donald Judd, der vor allem als Maler und später als Bildhauer tätig war, aber ebenso als Kunstkritiker und Architekt. Besonders bekannt sind seine Aktivitäten in Marfa, Texas, USA, wo er 1987 die Chinati Foundation gründete. Erin Shirreff – sensible Studien zu Zeit und Raum weiterlesen
Anne Imhof – Performance, Malerei und Installation
Anne Imhof
Angst
10.06.2016 – 21.08.2016
Kunsthalle Basel
Anne Imhof (*1978) zeigt eine gewagte Neuproduktion, die ihr Interesse an Performance, Malerei und Installation mit Live-Elementen verbindet und sich innerhalb des Ausstellungszeitraums fortlaufend entwickelt. In der Kunsthalle Basel präsentiert Imhof den ersten Akt einer Art «Oper», die in verschiedene Akte gegliedert ist und ein Gefüge aus kryptisch choreografierten Gesten, einer abstrakten musikalischen Komposition und skulpturalen Elementen bildet. Anne Imhof – Performance, Malerei und Installation weiterlesen