Der versunkene Schatz
27.09.2015 – 27.03.2016
Antikenmuseum Basel
Um ungefähr 70 v. Chr. sank ein grosses Frachtschiff vor der griechischen Insel Antikythera, zwischen Kreta und der Peloponnes. Es war mit dutzenden Statuen aus Marmor und Bronze beladen, sowie mit Keramik, Möbeln und Gefässen aus Silber und Glas. Bereits im Jahre 1900 bargen griechische Schwammtaucher die ersten Skulpturen. 1976 führte Jacques-Yves Cousteau die Untersuchung der Fundstelle mit seinem legendären Forschungsschiff Calypso fort. Seit 2014 finden vor Antikytheras Küste neue Ausgrabungen mit modernsten technischen Mitteln statt.
Wo kam das verunglückte Schiff her? Was war das Ziel seiner Reise? Wie lebten Besatzung und Passagiere am Bord? Warum hat man diese 200-300 Tonnen schwere Fracht transportiert? Die abenteuerlichen Ausgrabungen des Wracks geben Antworten auf diese spannenden Fragen und liefern eine Momentaufnahme aus einer der interessantesten Epochen der europäischen Geschichte. Es war eine Zeit der Umbrüche, in der sich die Römer mit den Konsequenzen ihrer militärischen und politischen Erfolge befassen mussten. In wenigen Jahrzehnten hatten sie ihre Kontrolle über das gesamte Mittelmeer erweitert und waren zur einzigen Weltmacht geworden. Dadurch waren sie vermehrt mit anderen Kulturen in Kontakt: Zehntausende Menschen aus aller Welt lebten nun freiwillig oder als Sklaven in Rom. Die römischen Politiker begannen zu fürchten, fremde Einflüsse könnten die römische Identität gefährden. Insbesondere sorgte die Begeisterung für die herausragende griechische Kunst und Kultur für Unmut, denn diese war kaum mit den römischen Werten wie Fleiss und Sparsamkeit zu vereinbaren. Zugleich war die römische Oberschicht aber dermassen von den griechischen Kulturprodukten verzückt, dass sie ganze Bibliotheken, abertausende Skulpturen und Alltagsgegenstände – eigentlich eine ganze Kultur – nach Rom verschiffen liess. Das Schiff von Antikythera, das mit seiner prächtigen Ladung in Richtung Italien segelte, bezeugt diesen schwierigen Spagat. Genauso wie wir heutzutage waren die Römer damals von der raschen Entwicklung ihrer Welt überfordert und reagierten zugleich mit Begeisterung und Angst auf die Umwandlung ihrer Gesellschaft.
Zur Ladung des Schiffes von Antikythera gehören u. a. bronzene Skulpturen, die beim Transport bereits Antiquitäten waren, aber auch Marmorwerke, die man in Griechenland direkt für den römischen Markt hergestellt hatte. Die Nachfrage nach griechischen Kunstwerken war in Italien so gross, dass eine regelrechte Massenproduktion solcher Waren notwendig wurde. Zur Ladung gehörte auch eine astronomische Maschine, der sog. Mechanismus von Antikythera, die einen Einblick in die verblüffenden naturwissenschaftlichen und technologischen Kenntnisse der Griechen ermöglicht.