Deutsche und amerikanische Malerei aus der Sammlung Frieder Burda
20.10.2007 – 06.01.2008 | Museum Frieder Burda, Baden-Baden/D

Das Museum Frieder Burda zeigt rund 60 wichtige Werke von Katz über Rothko bis Schönebeck, Baselitz und Eitel

Alex Katz, Scott and John
Alex Katz, Scott and John
Einmal im Jahr werden zentrale Positionen der Sammlung Frieder Burda in wechselnden Präsentationen vorgestellt. Die Sammlung umfasst heute knapp 800 Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier. Schwerpunkte sind die klassische Moderne, die deutsche Kunst der Nachkriegszeit sowie die zeitgenössische Kunst. Deutsche und amerikanische Malerei prägen die Sammlung Frieder Burda und stehen im Mittelpunkt der Ausstellung im Museum Frieder Burda vom 20. Oktober 2007 bis 6. Januar 2008. Gezeigt werden rund 60 zentrale Werke der Sammlung.
Nur wenige deutsche Museen und Sammlungen können – in Anzahl wie Qualität – mit vergleichbaren Arbeiten des amerikanischen abstrakten Expressionismus aufwarten wie das Museum Frieder Burda: Einer Auswahl der Werke von Mark Rothko, Willem De Kooning und Clyfford Still werden vier weitere amerikanische Maler gegenübergestellt, die in der Sammlung mit wichtigen Werken vertreten sind: Alex Katz, Malcolm Morley, Damian Loeb und William Copley.
Alex Katz (geboren 1927) darf als Einzelgänger bezeichnet werden, der sich am Rande der Pop-Art bewegt. Seine zumeist grossformatigen Bilder fangen unspektakuläre Momente ein, denen Katz durch die Malerei Dauer verleiht. In den vier grossen Landschaftsbildern der Sammlung Frieder Burda thematisiert Katz auf subtile Weise Licht und Schatten sowie Reflexionen im Wasser. Das einsame Haus am See, die stille, unberührte, winterliche Waldlichtung oder die vereinzelten Lichter einer amerikanischen Grossstadt sind Ausdruck einer entrückten Stimmung.
Während Katz bei seinem langwierigen Arbeitsprozess die Fotografie als Hilfsmittel ablehnt, sind die fotografischen Vorlagen bei Malcolm Morley und Damian Loeb offensichtlich. Obwohl man sie solchermassen einer fotorealistischen Kunst zuordnen möchte, unterscheiden sie sich doch in ihrer Kunstauffassung. Malcolm Morley (geboren 1931) geht es in erster Linie um den Akt des Malens. Das afghanische Mädchen vor dem Zelt eines Flüchtlingslagers (Tent and Child, 2002) oder der Blick auf ein Abbruchhaus in Brooklyn (House in Brooklyn, 2003) fesseln die Aufmerksamkeit. In der neu erworbenen und bislang noch nie ausgestellten Arbeit Alice (2007) drängt die Farbe das Motiv der beiden Motorradfahrer fast in den Hintergrund.
Der 1970 geborene Damian Loeb ist der jüngste Vertreter in dieser Reihe. Die Bilder des Amerikaners erinnern an Filmstills, denen jedoch durch das Medium der Malerei eine eigene Präsenz verliehen wird. Die irritierenden Motive strahlen zumeist eine latente Bedrohlichkeit und Erotik aus. Einem wilden Tier gleich dringt etwa das junge Mädchen in Jersey Shell (1999) in die heile Welt einer amerikanischen Vorstadtidylle ein. William Copley (1919–1996), eine der wohl eigenwilligsten amerikanischen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, dürfte in keinem deutschen Museum umfassender vertreten sein. In Abgrenzung von der bisweilen tiefsinnig philosophischen Farbfeldmalerei bringt er eine spielerisch-ironische Note ein, die der Pop-Art nahesteht. In den vergangenen Jahren konnte die Sammlung Frieder Burda durch wichtige Copley-Arbeiten ergänzt werden, darunter das an Francis Picabia angelehnte Bild Nuit puerto ricain von 1978.
Mit Eugen Schönebeck, Georg Baselitz und Dieter Krieg finden drei eigenständige Künstlerpersönlichkeiten zusammen, die einem vergleichbaren sozio-kulturellen Hintergrund im Deutschland der Nachkriegszeit entstammen und die sich in ihrer malerischen Auffassung ergänzen. Gegenständliche und abstrakte Elemente sind im Gleichgewicht. Schönebeck hatte Anfang der 60er-Jahre mit Georg Baselitz zusammengearbeitet und gemeinsam ausgestellt. Bereits 1966 hörte er allerdings mit dem Malen auf. Die grossen Arbeiten Mao Tse-Tung und Majakowski zählen daher zu den bedeutenden und seltenen Beispielen eines nur rund 30 Gemälde umfassenden Œuvres.
Ein Schwerpunkt liegt auch auf jüngeren Malern aus der Sammlung Frieder Burda. Seit einigen Jahren widmet sich Frieder Burda verstärkt der Kunst der jungen Malergeneration. Rund 100 Arbeiten junger Künstler hat der Sammler in den Jahren 2002 bis 2007 erworben. Dazu gehören Tim Eitel, Eberhard Havekost und Frank Bauer, die in der aktuellen Ausstellung präsentiert werden. Der süddeutsche Maler Dieter Krieg (1937–2005) übersteigert alltägliche, banale Gegenstände. Beutel, Seife und Schornstein gewinnen durch eine gestische, pastose Malerei eine abstrakte Dimension. Georg Baselitz ist mit einer kleinen, aber exquisiten Auswahl von Bildern aus verschiedenen Werkphasen vertreten. Der Hirte (1966) etwa entstammt dem verstörenden Frühwerk, das die Zeitgenossen häufig ratlos zurückliess. Die Helden, Hirten und Waldarbeiter sind für Baselitz Protagonisten einer deutschen Tradition: Formatfüllend ins Bild gesetzt, erscheinen die Figuren als Überlebende inmitten einer zerstörten, chaotischen Welt.
In der benachbarten Staatlichen Kunsthalle ist parallel zur deutschen und amerikanischen Malerei André Cadere mit Arbeiten aus den Jahren 1971–1978 zu sehen. (27.10.2007 – 6.1.2008)
Ausblick: Gerhard Richter ab 19. Januar 2008
Der Erfolg der grossen Polke-Retrospektive mit drei Privatsammlungen 2007 im Museum Frieder Burda war Anlass, nach diesem Prinzip weitere Ausstellungen zu konzipieren. So werden vom 19. Januar bis zum 12. Mai 2008 drei renommierte Privatsammlungen ihre wichtigsten Richter Arbeiten in Baden-Baden zeigen. Gerhard Richter hat es selbst übernommen, die Baden-Badener Schau zu kuratieren.
Über 60 Werke geben einen Einblick in über 40 Jahre Malerei, die sowohl die deutsche Nachkriegsgeschichte als auch das Medium der Malerei reflektiert. Im Zentrum steht die Malerei, die sich bei Richter in ihren vielfältigen Spielarten behauptet, indem sie ihre eigene Realität der scheinbaren Wirklichkeit selbstbewusst entgegensetzt.

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