Museum Frieder Burda, Installationsansicht; Wandmalerei Carl Ostendarp; Ernst Ludwig Kirchner, Strasse mit Passanten bei Nachtbeleuchtung (links), Karl Schmidt-Rottluff, Maggiatal, 1927 (rechts)

Die Bilder der Brüder

Eine Sammlungsgeschichte der Familie Burda

Museum Frieder Burda | 12.05.2020 – 04.10.2020

Die Familie Burda und die Kunst – eine leidenschaftliche Beziehung. Aber wie fing eigentlich alles an? Was die Eltern Aenne und Franz Burda sammelten, förderte früh die Begeisterung der drei Brüder Franz, Frieder und Hubert für die Kunst. Eine Leidenschaft fürs Leben entstand.

Von Max Beckmann über Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff bis zu Gabriele Münter: Es ist der deutsche Expressionismus, dem die drei Brüder Franz, Frieder und Hubert ihre erste Begegnung mit Kunst verdanken. Gesichter leuchten in starkem Pink, Körper räkeln sich in grellem Gelb, schwarze Ränder fassen die Flächen holzschnittartig ein. Dem deutschen Expressionismus verdanken die Farben ebenfalls ihre Emanzipation von den Dingen und der Wirklichkeit, er stellt sie in den Dienst des unmittelbaren subjektiven Ausdrucks von Emotionen, von Seelenwelten und Welterfahrung.

Expressiv und farbig ist auch die Inszenierung der Ausstellung, die die klassisch weisse Architektur des Gebäudes von Richard Meier der Macht der Farben überantwortet. Dazu wurde der amerikanische zeitgenössische Maler Carl Ostendarp (geboren 1961 in Massachusetts) eingeladen. Seine Wandmalerei baut auf ein ausgeklügeltes Farbkodierungssystem. Gleichzeitig zitiert er einen flächigen Comic-Stil, der die Farbe perfekt zur Geltung kommen lässt, indem er sie wie eine delikate Glasur über die Wände laufen lässt. Die davor angebrachten Werke erscheinen als zentrale Etappen im Verlauf dieser imaginären Lebenslinien mit all ihren Höhen und Tiefen. Sie fügen sich ein in die spielerisch entstehenden Kurvungen und Amplituden und werden so humorvoll in ihrer Wirkung bereichert und gesteigert.

Den Auftakt der Ausstellung bildet das bekannte Gruppenporträt The Three Gentlemen der drei Brüder
Burda von Andy Warhol, der amerikanischen Pop-Art-
Legende, in drei farblich unterschiedlichen Varianten. Das gesamte Museum verwandelt sich in einen für den Betrachter erlebbaren, umfassenden Farbkosmos. Im Obergeschoss ist ein eigener Raum den jungen Besuchern gewidmet: Die Kunstwerke hängen auf deren Augenhöhe, wie es auch Andy Warhol für eine seiner Ausstellungen realisiert hat. 

Die Sammlung der Eltern, beide erfolgreiche Verleger und Medienunternehmer in Offenburg, lässt die Brüder die unmittelbare Macht der Farben erleben – als ein Versprechen auf eine faszinierende Welt hinter und mit den Bildern. Gleichzeitig bestärkt und animiert die Sammlung sie, sich vom elterlichen Erbe zu emanzipieren und ihren eigenen Weg in die Kunst ihrer Zeit zu finden.

Die Ausstellung im Museum Frieder Burda spürt den Wurzeln der Sammlungstätigkeit der drei Brüder nach. Noch zu Lebzeiten von Frieder Burda geplant, spiegelt sie seinen grossen persönlichen Wunsch wider, die Kunst der drei Geschwister einmal in seinem Museum zu vereinen.

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