Editorial

Josef Helfenstein ist Direktor des Kunstmuseums Basel

Liebe Kunstfreundinnen und Kunstfreunde

Wir haben die Bilder und Menschen vermisst während der pandemiegeprägten Zeit. Den farbenfrohen Eiffelturm von Robert Delaunay, Arnold Böcklins planschende Nereïden, das eindrückliche Selbstporträt von Paula Modersohn-Becker, den toten Christus im Grab von Hans Holbein d.J.. Ebenso wie den Spaziergang am Strand, die Aussicht vom Berg, den Blick auf einen Fluss im Nebel. Ausflüge, ob in die Natur oder ins Museum, beleben und inspirieren uns. Sie wecken Erinnerungen, versinnbildlichen Sehnsüchte. Sie erlauben uns, Dinge und auch uns selbst neu zu erfahren, sie berühren unser Innerstes.

Inspiration ist der eigentliche Ausgangspunkt für die Arbeit von Künstler:innen. Sie finden sie in allen möglichen Situationen oder Orten, und immer schon auch in der Geschichte der Kunst. Berühmte Werke grosser Künstlerinnen und Künstler haben Menschen nachfolgender Generationen schon immer in ihren Bann gezogen. Sie nahmen zum Teil anstrengende Reisen auf sich, um die Gemälde und Skulpturen zu bewundern und diese genau zu analysieren. Bekanntlich hat Pablo Picasso den Lauf der europäischen Kunstgeschichte mehrfach entscheidend geprägt, international gibt es kaum einen bekannteren Künstler. Doch gerade auch er liess sich immer wieder von Künstlervorfahren inspirieren. So hat zum Beispiel seine Begeisterung für El Greco deutliche Spuren in seinen Werken hinterlassen, wie die Sommerausstellung im Kunstmuseum Basel zeigt. Für Insider ist diese Erkenntnis nicht neu, doch zeigt die umfangreiche Präsentation auf, dass seine Beschäftigung mit El Greco nicht nur deutlich intensiver als bisher angenommen ausfiel, sondern auch deutlich länger anhielt. Picassos Blick wird uns auch ermöglichen, einen Künstler zu entdecken, der in der Schweiz kaum je gebührend gezeigt worden ist.  

Picasso wiederum war auch Inspirationsquelle für andere Maler:innen. Piet Mondrian etwa, dem die Fondation Beyeler eine Retrospektive widmet, reduzierte auf den Spuren des von Picasso und Georges Braque erfundenen Kubismus seine Palette. Mondrian verstärkte die Abstraktion von Werk zu Werk so kontinuierlich und systematisch, bis die Figur gänzlich von der linearen Struktur und gegenstandsunabhängigen Farbfeldern ausgelöscht wurde.

Lassen auch Sie sich von den zahlreichen Kunstwerken in den Museen in und um Basel stimulieren. Ich wünsche Ihnen viel Inspiration und Freude bei Ihrem sommerlichen
Museumsbesuch!

Ihr Josef Helfenstein

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