Editorial

Roland Wetzel ist Direktor des Museum Tinguely und Kurator der Ausstellung Lois Weinberger – Debris Field. In dieser Ausstellungsreihe treten unterschiedliche Künstler*innen in Dialog mit Jean Tinguelys Mengele Totentanz.
Roland Wetzel ist Direktor des Museum Tinguely

Liebe Kunstfreundinnen und Kunstfreunde

Was für ein Sommer neigt sich dem Ende zu: Drei Monate Badewetter und Sonne ohne Ende. Die Regenphasen waren kurz, aber leider umso heftiger. Unser Museumsgebäude, vor 26 Jahren erbaut, hat den plötzlichen Wassermassen bisher einigermassen standgehalten. Man stelle sich vor: Heute muss man bei Starkregen kurzfristig mit vier mal grösseren Wassermengen rechnen, als dies vor 25 Jahren der Fall war. Das veränderte Klima zeigt sich hier so eindrücklich, wie bei Steinwüsten in den Alpen, die vor wenigen Jahren noch mit dickem Gletschereis bedeckt waren. 

Als Museum müssen wir uns gegen diese veränderten klimatischen Bedingungen wappnen. Wir müssen uns aber auch die Frage stellen, wie wir ökologischer mit Ressourcen umgehen können. Wie können wir die Energien zum Betrieb der Gebäude und zur Konservierung des uns anvertrauten Sammlungsgutes reduzieren? Es gibt viele Möglichkeiten für Verbesserungen. Die Museen und Museumsverbände beschäftigen sich intensiv mit diesen Herausforderungen. Die Pandemie hat uns gelehrt, wie wir mit weniger Reisekilometern ebenso mit entfernten Partner:innen in Kontakt bleiben können. Der kommende Winter wird uns wohl noch mehr herausfordern, Energien als endliche Ressource anzuerkennen.

Schon 1960 setzte sich eine junge Generation von Künstler:innen, darunter auch Jean Tinguely, kritisch mit der sich verbreitenden Konsumgesellschaft auseinander. Dies bewegt uns dazu, diesem Thema aus heutiger Perspektive in unserem Programm mehr Raum zu geben. Territories of Waste. Über die Wiederkehr des Verdrängten ist der Titel der grossen Herbstausstellung im Museum Tinguely. Sie zeigt Positionen zeitgenössischer Kunst, die die ökologischen, geologischen und globalen Folgen unseres Konsums thematisieren. Diese stehen im Dialog mit Werken der Künstler:innen-Generation der 1960er- und 1970er-Jahre. In recherchebasierten, aber auch spielerisch-interaktiven Ansätzen zeigen die Künstler:innen der Ausstellung die Narben der Landschaft, die Verschmutzung durch Mikropartikel und Pestizide oder widmen sich der neo-kolonialen Verschiebung von Waste, der im Unterschied zu Abfall oder Müll eben für die Konsument:innen kaum sichtbar ist.

Mit dieser, aber auch mit einer ganzen Reihe weiterer faszinierender Ausstellungen bieten Ihnen die Museen in und um Basel eine reich gedeckte Tafel mit ‘Brainfood’ und visuellen Erlebnissen an, die die kürzer werdenden Tage aufs Schönste bereichern.

Ich wünsche Ihnen wie stets viel Neugierde, gute Begegnungen und tolle Ausstellungs-
erlebnisse,

Ihr Roland Wetzel

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