Peter Doig, Gasthof zur Muldentalsperre, 2000-2002

Ein Mann, der in vielen Welten zuhause ist

Peter Doig in der Fondation Beyeler
23.11.2014 – 22.03.2015
Fondation Beyeler

Von David Schmidhauser*
Peter Doig ist ein Mann, der in vielen Welten zuhause ist. Geboren wurde er 1959 im schottischen Edinburgh, bereits zwei Jahre später aber zog die Familie nach Trinidad, um fünf Jahre darauf abermals den Wohnort zu verlegen, dieses Mal nach Kanada. Heute lebt Doig in London, New York und Trinidad und unterrichtet an der Kunstakademie Düsseldorf. Er gehört zu den erfolgreichsten Malern seiner Generation. Seine Bilder sind Gegenwelten zum trüben Alltag, mit leuchtenden, mal durchscheinenden Farben, winzigen Details und grossen Flächen. Sie entführen den Betrachter in fremde bisweilen exotische Welten, die aber keine Paradiese sind, sondern vielmehr geheimnisvolle Zufluchtsorte. Doig kennt die wilde Natur von Trinidad ebenso wie die weiten Flächen Kanadas, gleichzeitig den urbanen Groove von New York und London. Ausgehend von seiner persönlichen Erfahrung, setzt er die ihm vertrauten Bildwelten neu zusammen und kreiert faszinierende Stimmungslandschaften.

Peter Doig, Figures in Red Boat (Imaginary Boys), 2005–2007
Peter Doig, Figures in Red Boat (Imaginary Boys), 2005–2007

Oftmals steht am Anfang gefundenes oder eigenes fotografisches Material, das er aber frei benutzt, verändert, zusammenstellt, ausschneidet und kombiniert. Dabei greift Doig auf Erinnerungen an seine Kindheit oder das Leben in den Tropen und Grossstädten frei zurück, wie auf Zitate der Popkultur. Doig ist ein Kinofan. Auf Trinidad organisierte er regelmässig Kino-Abende mit ausgewähltem Programm, für das er dann jeweils die Plakate gestaltete, mitunter der Grund für den filmischen Charakter mancher seiner Gemälde. Daneben fühlt er sich auch in der Welt der Rockmusik zuhause und zitiert schon mal, etwa für seine berühmten Kanu-Bilder, Plattencover, die er seit seiner Jugend kennt. So scheinen seine Gemälde eine Art Vertrautheit auszulösen, die einem dennoch unwirklich und fremd vorkommt. Wie Traumsequenzen, zeitlos und nahezu bildschirmartig, tauchen sie in Ihrer immensen Grösse von einem auf und entfalten ihre Sogwirkung auf den Betrachter.
Die Ausstellung in der Fondation Beyeler würdigt Doig mit einer umfassenden Auswahl seiner bekanntesten, grossformatigen Gemälde. Gleichzeitig lenkt sie erstmals den Fokus auch auf das druckgrafische Werk des Künstlers. Dabei zeigt sich, dass diesem für den Entstehungsprozess seiner Gemälde eine wichtige Rolle zukommt. Schaffen Künstler für gewöhnlich ihre Radierungen und Stiche in Anlehnung an ihre gemalten, vollendeten Bilder, so sind sie bei Doig eng mit dem Entstehungsprozess der Gemälde verbunden. Die nie ganz berechenbaren Resultate der drucktechnischen Verfahren, ihre verschiedenen Zustände und Farbkombinationen helfen ihm, seinen Weg zum endgültigen Bild zu finden. Die Präsentation ausgewählter Blätter, die im Zusammenhang mit den gezeigten Gemälden stehen, erlaubt denn auch den Besuchern, noch tiefer einzutauchen in Peter Doigs Bildwelten.
*David Schmidhauser ist kuratorischer Assistent der Fondation Beyeler