Einmal in der Woche gönne ich mir einen Besuch im Fitnessstudio. Das macht zwar wenig Spass, tut aber gut. Am Anfang des Jahres macht es jeweils noch etwas weniger Spass, weil man kaum Platz findet an den Geräten zwischen all den personifizierten guten Vorsätzen. Glücklicherweise schmelzen diese jeweils schnell wie Schnee an der Sonne und der Tatendrang verschiebt sich hin zu Dingen, die wahrscheinlich sinnvoller sind.
Auf jeden Fall sinnvoll sind Besuche in den Museen in und um Basel. Diese zu unternehmen, verspricht Neues zu erfahren, eine gute Zeit zu haben, interessante Menschen zu treffen – oder einen Museumsbesuch gleich als Gelegenheit zu nutzen, um sich mit Freunden und Bekannten zu verabreden.
Museen bewahren nicht nur das geistige Vermächtnis und Kulturgüter früherer Generationen, sondern sie sind im Idealfall auch Epizentren gegenwärtiger Weltbetrachtungen und Seismografen der Zukünfte. Viele gute Argumente für Museumsbesuche finden Sie in dieser Ausgabe von Artinside. Ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt, wie vielfältig und hochstehend das Angebot in der Region ist. Das ist wirklich einzigartig!
Kennen Sie die Pflanze Electric Daisy? Sie können sie in der Ausstellung Amuse-bouche. Der Geschmack der Kunst antreffen. Es ist ein Gänseblümchen brasilianischer Herkunft, das nicht nur schön anzuschauen, sondern auch essbar ist, mit vielfältigen Geschmackssensationen: Grasig in der Nase, ist es auf der Zunge elektrisierend und auch betäubend. So findet es Eingang in die essbaren Pflanzen- und Blumeninstallationen, die die portugiesische Künstlerin Marisa Benjamim als Teil der Ausstellung Amuse-bouche zeigen wird. Der Ausstellungsparcours stellt Kunstwerke gegliedert nach Geschmacksrichtungen vor – angefangen vom süssen Geschmack der Begierde über den Schwerpunkt .Eat Art., zur deftigen Fülle von umami und weiter zu Werken, die mit den Geschmacksrichtungen bitter, salzig und sauer assoziiert werden können. Amuse-bouche ist die dritte Ausstellung in einer Reihe zu den menschlichen Sinnen, die von einer der besonderen Qualitäten von Jean Tinguelys Kunst ausgeht, nämlich sinnliche Erlebnisse zu ermöglichen.
Besonders freue ich mich auf die Ausstellung der Landschaftsbilder Edward Hoppers in der Fondation Beyeler. Es sind für mich Sehnsuchtsbilder, die die Weite amerikanischer Topografien mit einem sehr persönlichen, surrealen Blick der Vereinzelung kombinieren. Was für eine grossartige Idee, Wim Wenders, den Regisseur von Paris, Texas einzuladen, für die Ausstellung einen 3D-Kurzfilm zu realisieren!
Ebenso gespannt bin ich auf die Ausstellung Picasso, Chagall, Jawlensky im Kunstmuseum Basel, in deren Zentrum nach vielen Jahren wieder eine erweiterte Gesamtpräsentation der Sammlung Im Obersteg steht. Es ist eine der grossen und wichtigen Privatsammlungen der Klassischen Moderne in der Schweiz. Sie ist glücklicherweise seit vielen Jahren als Dauerleihgabe ans Kunstmuseum assoziiert und bereichert dessen weltberühmte Sammlung.
Schöne Ausstellungserlebnisse, viel Erfolg beim Durchhalten der guten Vorsätze und wie stets viel Neugierde und Vergnügen wünscht Ihnen herzlich
Roland Wetzel, Direktor Museum Tinguely