Zwei Ikonen der klassischen Moderne im Museum Frieder Burda in Baden-Baden Gemälde und Skulpturen der beiden Franzosen im Dialog
Léger – Laurens
Tête-à-Tête
23.06.2012 – 04.11.2012
Museum Frieder Burda/D
Sechs Jahre lang arbeitete Fernand Léger an dem Mammutwerk Composition aux deux perroquets (Komposition mit zwei Papageien). Auf vier Metern Breite und fast fünf Metern Höhe erstreckt sich das imposante Ölgemälde, eine Hommage an die Welt der Akrobaten. Léger, 1881 in der Normandie geboren, war fasziniert von der neuen Technik, aber auch von den Akrobaten, die sich beweglich zu menschlichen Pyramiden türmten. Er malte sie beinahe skulptural, ohne Schatten, mit voluminösen Figuren. Mit runden Formen und Volumen beschäftigte sich auch der Bildhauer Henri Laurens, der zur selben Zeit wirkte und mit Léger befreundet war.
Verblüffende Parallelen ergeben sich daher in der grossen Doppelausstellung Léger – Laurens. Tête-à-Tête im Museum Frieder Burda, die vom 23. Juni bis 4. November 2012 zu sehen ist. Erstmals sind die Werke dieser beiden Künstler, die prägend für die Moderne waren, gleichzeitig zu sehen.
Rund 80 Arbeiten werden präsentiert, darunter bedeutende Leihgaben aus dem Centre Pompidou in Paris und aus privaten Sammlungen. Kurator Jean-Louis Prat, ehemaliger Direktor der Fondation Maeght, hat thematische Parallelen herausgearbeitet, um zwei Ikonen der Klassischen Moderne in einem neuen Licht zu entdecken.
Fernand Léger gehört zu den herausragenden Vertretern der Moderne des beginnenden 20. Jahrhunderts. Wie seine Freunde Pablo Picasso und Georges Braque setzt er sich mit seiner Zeit auseinander und erarbeitet in der kubistischen Phase seines Schaffens Bilder in kräftigen Farben, die «Formkontraste». Gleichzeitig mit Henri Laurens, den er 1910 kennenlernte, hatte er ein Atelier in der berühmten Pariser Künstlerkolonie La Ruche. Unter Einfluss der Kriegsmaschinerien begann seine période mécanique (mechanische Periode). Léger selbst wäre bei einem Einsatz im Ersten Weltkrieg beinahe ums Leben gekommen. Der Mensch wird fortan als anonymes Objekt dargestellt. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitet Léger in New York und verwendet nun leuchtende, reine Farben, die sich schon bald von den Formen lösen.
Henri Laurens erhält früh eine handwerkliche Ausbildung. Tagsüber lernt er auf Bauplätzen Steine zu behauen, abends besucht er Zeichenkurse. Als er mit dem Kubismus in Berührung kommt, entwickelt sich die Idee, in Plastiken, Reliefs und Collagen den analytischen Kubismus in die dritte Dimension zu übertragen. Auch Laurens war eng mit Georges Braque und Pablo Picasso befreundet. 1921 löst sich Laurens vom Kubismus und wendet sich der menschlichen Figur und dem Volumen zu. Die Dreissigerjahre sind von massigen, dynamischen, häufig aus Bronze gefertigten Kompositionen geprägt. Dabei findet Laurens zu einem organischen, kurvigen Stil, in dem er abstrahierte, rhythmisch bewegte Figuren – meist weibliche Akte – von poetischer Kraft realisiert.