Garden Futures – Designing with Nature

Vitra Design Museum
25.03.2023 – 03.10.2023

Gärten sind Spiegel von Identitäten, Träumen und Visionen; sie haben tiefe kulturelle Wurzeln. Seit einigen Jahren sind Gärten in aller Munde – nicht nur als romantisches Idyll, sondern als Experimentierfelder für Fragen der sozialen Gerechtigkeit, Klimawandel, Biodiversität, also für eine nachhaltige Zukunft. Gärten sind zu Orten der Avantgarde geworden. Mit Garden Futures präsentiert das Vitra Design Museum erstmals eine grosse Ausstellung zur Geschichte und Zukunft des modernen Gartens. Welche Ideen und Vorstellungen haben unser heutiges Gartenideal geprägt? Welchen Beitrag leisten Gärten zu einer nachhaltigeren Zukunft, die für alle lebenswert ist? Diese Fragen untersucht die Ausstellung anhand von vielfältigen Beispielen aus Design, Alltagskultur und Landschaftsarchitektur – vom Liegestuhl bis zur vertikalen Stadtfarm, von zeitgenössischen Community-Gärten über begrünte Gebäude bis hin zu Gärten von GestalterInnen und KünstlerInnen wie Roberto Burle Marx, Mien Ruys oder Derek Jarman.

Der Garten war schon immer mehr als nur ein Ort, sondern auch ein Raum, in dem die Hoffnung auf eine bessere Zukunft Gestalt annimmt: Dies wird in Gemälden, Zeichnungen und Fotografien aus den verschiedensten historischen Epochen und globalen Kontexten deutlich. Wo immer Menschen ein Stück Natur abstecken, um einen Garten anzulegen, verraten dessen Anordnung und Gestaltung viel über die Motive und Weltanschauungen der Gesellschaft.

Eine Medieninstallation zu Beginn der Ausstellung zeigt dazu beeindruckende Beispiele: Der Garten erscheint hier als idealisierter Ort, der sowohl unseren Alltag als auch unsere Fantasie beflügelt. Auf das grosse Panorama folgt eine eingehende Betrachtung ausgewählter politischer und sozialer Konzepte der Gartenkunst und des Gartenbaus. Selbst der privateste Garten ist mehr als ein persönlicher Rückzugsort; er trägt immer auch die Spuren historischer Entwicklungen und kultureller Wertesysteme in sich.

Als Beispiel für eines der zahlreichen städtebaulichen Konzepte, die Stadt und Garten in Einklang bringen wollen, betrachtet die Ausstellung das Konzept der Gartenstadt, das im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert entwickelt wurde. Hingegen verdeutlicht die 1973 von Liz Christy initiierte Green-Guerilla-Bewegung in New York, wie AktivistInnen seit vielen Jahrzehnten versuchen, den Garten als einen Raum für soziale Gerechtigkeit und der öffentlichen Beteiligung neu zu definieren.

Wer Anspruch auf einen Garten hat, wozu ein Garten dient und wie er in ein urbanes Umfeld integriert werden kann, sind Fragen, über die auch aktuell viel debattiert wird.

Die Ausstellung stellt wegweisende zeitgenössische Gartenprojekte vor. Ihre MacherInnen befassen sich mit Themen, die von der botanischen Erforschung bis hin zum Garten als multisensorisches Kunstwerk, von der Kritik an der ästhetischen Einstellung zur
Natur bis hin zur Wiederverwendung stillgelegter Industriestandorte reichen, doch haben sie alle das gleiche Ziel: die Schaffung lebensfähiger, symbiotischer Beziehungen zwischen Mensch und Natur. Im 20. Jahrhundert erlangte beispielsweise der brasilianische Landschaftsarchitekt Roberto Burle Marx für seine naturnahe Gestaltung von Gärten internationale Anerkennung, während die Pflanzenkompositionen des zeitgenössischen niederländischen Gartenarchitekten Piet Oudolf nicht nur zur Blüte, sondern das ganze Jahr hindurch ansprechend wirken.

Der weitläufige Liao-Garten des chinesischen Künstlers Zheng Guogu lehnt sich an die Ästhetik des Videospiels «Age of Empires» an und schlägt so eine Brücke zwischen virtueller und tatsächlicher Umgebung. Ein in Kuala Lumpur angelegter Gemeinschaftsgarten steht für Bottom-up-Initiativen im urbanen Kontext. Kurze Texte und Gedichte der Schriftstellerin Jamaica Kincaid zeigen, wie der eigene Garten und die Gartenarbeit zu einer Quelle der Inspiration werden können.

Die Ausstellung zeigt eine Vielzahl aussergewöhnlicher Gärten und stellt LandschaftsarchitektInnen und KünstlerInnen vor, die den Garten als einen Ort verstehen, in dem soziale und ökologische Gerechtigkeit ermöglicht werden kann. Das italienische Designduo Formafantasma, bekannt für seine interdisziplinäre Herangehensweise, gestaltet die Ausstellung.

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