Glaubenswelten des Mittelalters
ab 23.03.2018
Sensationelles Forschungsergebnis beim Historischen Museum Basel: Im Zuge der Neueinrichtung des Chors in der Barfüsserkirche werden diverse Sammlungsobjekte restauriert und konserviert. Das Historische Museum Basel bestätigt die
eigene Vermutung mittels C14-Test an der ETH Zürich: Der Segnende Christus ist älter als bisher angenommen, was zu einer ganz neuen Bewertung und erheblichen Aufwertung der grossformatigen Christusfigur führt.
Das Historische Museum Basel richtet im Chor der Barfüsserkirche eine neue Galerie zu Glaubenswelten des Mittelalters ein. Die Ausstellung erschliesst die bedeutende Sammlung sakraler Bildwerke des Mittelalters. Im Chor der ehemaligen Klosterkirche des Franziskanerordens sind 46 eindrückliche Objekte des 11. bis 16. Jahrhunderts in ihrer spirituellen Ausstrahlung und Schönheit neu zu erleben. Dabei erfährt das Publikum viel über die bedeutende Rolle der christlichen Religion in der damaligen Gesellschaft. Es lernt bekannte und weniger bekannte Erzählungen über Liebe, Leid und Hoffnung kennen und erhält ein Verständnis für Riten, Alltagsfrömmigkeit und kirchliche Macht.
Die Präsentation begibt sich auf die Spur historischer Facetten christlicher Werte und deren Bezug zum Heute – was einer nach und nach konfessionslos werdenden Gesellschaft immer fremder werden dürfte. Aussagekräftige Werke aus Basel, dem Gebiet des Ober-rheins, der Schweiz und Süddeutschlands geben Einblicke in Funktion, Bedeutung und Kontext sakraler Skulpturen im Mittelalter. Erstmals kommen zahlreiche Objekte aus dem Depot wieder ans Licht der Öffentlichkeit. Ergänzend werden ausgewählte Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen gezeigt. Die Ausstellung wird ab 23. März 2018 für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Da die meisten Objekte schwer gezeichnet sind – auch aufgrund des Bildersturms im 16. Jahrhundert –, führt das Museum umfangreiche Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten durch. Beim Segnenden Christus aus Steinen (SZ) wurde im Herbst 2017 zusätzlich eine C14-Analyse des Holzes beim Labor für Ionenstrahlenphysik der ETH Zürich in Auftrag gegeben. Bisher wurde er von der früheren kunsthistorischen Forschung in das
14. Jahrhundert datiert («Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz», Linus Birchler, 1927–1930). Die Experten des HMB vermuteten aufgrund seiner Formen jedoch eher eine romanische Entstehungszeit.
Die Analyse der ETH Zürich bestätigte diesen Verdacht und ergab ein Fälldatum für den Baum, aus dem er geschnitzt wurde, für das späte 12. Jahrhundert, die Zeit der Romanik. Damit entspricht seine statuarische Form dem Stil dieser Zeit und ist kein bäuerlicher Regionalstil der Innerschweiz, wie vermutet. Seine separat gefertigten Beine jedoch stammen aus der Zeit um 1400, sind also wesentlich später dazugekommen. Die Figur weist mehrere Überfassungen auf, die auf eine Umnutzung schliessen lassen. Die oberste, heute noch weitgehend erhaltene Bemalung, trägt im blauen Gewand des Christus die Wappenfiguren der Familie Stauffacher von Schwyz.