1. Dezember 2023 – 11. Februar 2024
Die Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G widmet dem südkoreanischen Fotografen Kim Jungman (1954 – 2022) mit «HOWEVER WE SAW THE SAME STAR» posthum eine Ausstellung – seine erste Einzelausstellung in Europa seit über 40 Jahren. Gezeigt werden Fotografien aus dem «zweiten» künstlerischen Leben von Jungman, der zuvor als Mode- und Werbefotograf sowie als Celebrity-Porträtist, international Erfolge feierte und selbst zum Star im eigenen Land wurde. 2006 erfolgte ein selbstgewählter und radikaler Umbruch in seinem künstlerischen Schaffen, der Bruch mit der kommerziellen Fotografie. Jungman widmete sich fortan thematisch der Natur, der Landschaft und der kulturellen Identität seiner Heimat Korea sowie weiteren Teilen Asiens. Die KBH.G zeigt in dieser Ausstellung, die durch den überraschenden Tod Jungmans zu einer Hommage wurde, rund 40 seiner schönsten Fotografien aus den Jahren 2006 – 2017.
Die Ausstellung in Basel war für Kim Jungman von grosser Bedeutung. Er investierte seine ganze Energie in die Vorbereitung, doch leider verstarb er während der Detailplanung ganz überraschend. Für seine Familie und vor allem für seinen Sohn Neo Kim stand jedoch ausser Zweifel, dass die Ausstellung wie geplant stattfinden sollte. Im Gegenteil bietet sie jetzt umso mehr den Rahmen, das Schaffen dieses einzigartigen Fotografen zu würdigen. Neo war es denn auch, der die Werkauswahl seines Vaters zu Ende führte. Es sind Aufnahmen von zum Teil überwältigenden Formaten und von intensivster Tiefe. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf asiatischen Landschaften mit meditativer Ausstrahlung, oder wie Raphael Suter, Direktor KBH.G, sie beschreibt: «Meisterwerke eines zur Ruhe gekommenen Künstlers».
Künstlerische Zäsur und selbstgewählter Neuanfang
Kim Jungman, der in seinen Jahren als fotografischer Chronist der Schönen und Berühmten selbst zu einem schillernden Protagonisten der koreanischen Popkultur geworden war, beendete diesen kommerziellen Teil seiner Karriere 2006 abrupt. Auslöser war eine Reise von der Mongolei durch die Wüste Gobi und weiter bis nach China, die als künstlerische Zäsur betrachtet werden kann. Er arbeitete seither sehr intensiv und zurückgezogen am Festhalten dessen, was ihm nun wirklich wichtig schien: Natur, Landschaft, der kulturelle Reichtum seiner Heimat Korea sowie die Tierwelt Afrikas, wohin seine Familie dem Vater 1970 auf seinem beruflichen Weg als Arzt nach Burkina Faso folgte. Oft beobachtete er tagelang das Spiel der Natur, die sich im Tagesverlauf verändernden Lichtverhältnisse und die gemeinsame Wirkung auf die Erscheinung und Ausstrahlung des gewählten Motivs. Entstanden sind dabei thematisch unterschiedliche Serien von einer intensiven und eindrücklichen Bildsprache. GOBI DESERT, ROCKS, EAST, IMAGES OF KOREA und CAN YOU HEAR THE WIND BLOW – STREET OF BROKEN HEART, sind alle Teil des Ausstellungskatalogs, Aufnahmen aus den letztgenannten drei Serien bilden den Kern der Ausstellung «HOWEVER WE SAW THE SAME STAR».
Rückkehr nach Europa
Aufmerksam gemacht auf Kim Jungman durch ein befreundetes Sammlerpaar, war Raphael Suter vom ersten Blick an begeistert: «Als ich die Fotografien von Kim Jungman gesehen habe, hat mich seine singuläre Bildsprache sofort fasziniert. Er fängt nicht einfach Landschaften ein, sondern Momente, in denen die Natur und das Licht miteinander verschmelzen. Es sind Kims Huldigungen an die Schönheit der Natur und seine Art der Meditation.» 2020 reiste er zu einem ersten Treffen nach Seoul, um den Mann hinter der Kamera kennenzulernen. Jungman, der Mitte der 70er Jahre, bevor er 1977 am Internationalen Fotofestival «Rencontres Internationales de la Photographie d’Arles» mit dem Young Artist Award ausgezeichnet worden war, seine erste und einzige Ausstellung in Europa hatte, war begeistert von der Idee, seine Arbeiten nach über 40 Jahren in einer Einzelausstellung wieder einem europäischen Publikum zeigen zu können. Gemeinsam mit seinem Sohn reiste er nach Basel, um sich die Räumlichkeiten anzusehen und die Präsentation seiner Fotografien zu besprechen. Am 31. Dezember 2022 verstarb er im Alter von nur 68 Jahren völlig überraschend mitten in den Vorbereitungen zur Ausstellung. Für das Team der Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G um Raphael Suter ein erschütternder Moment, den er aber auch mit der Hoffnung verbindet, «dass Kim Jungman posthum auch in Europa die Anerkennung zu Teil wird, die er in Asien als Meister seines Fachs längst geniesst.»
Verbindung zwischen West und Ost
Der Ausstellungstitel «HOWEVER WE SAW THE SAME STAR deutet an, was Kim Jungman damit zum Ausdruck bringen wollte. Sein Sohn Neo Kim erklärt die Gedanken seines Vaters wie folgt: «Egal wo wir uns befinden, ob im Osten oder Westen, letztendlich sehen wir dasselbe. Die Landschaft auf dem Foto wird mit demselben Herzen und denselben Emotionen betrachtet, egal, wo wir uns aktuell befinden oder wo unsere Wurzeln liegen, ob im Osten oder im Westen.» Bezogen auf seine Fotoserien erklärte Kim Jungman einmal selbst: «Wenn CAN YOU HEAR THE WIND BLOW Poesie ist, dann ist EAST Literatur. Wenn CAN YOU HEAR THE WIND BLOW mein Herz repräsentiert, dann repräsentiert EAST meine Welt.» Somit bietet die Ausstellung in Basel eine Tour nicht nur durch das Werk Jungmans als «reiner Fotograf», wie er seine Arbeit in der nicht kommerziellen, zweite Schaffensperiode nannte, sondern auch durch seine emotionale Welt und seine weltliche Heimat.