Marcia Hafif
Maja Rieder
15.09.2017–12.11.2017
Kunsthaus Baselland
Minimal – radikal – monochrom“ – mit diesen drei Eigenschaften beschreibt die Direktorin des Kunsthauses Baselland, Ines Goldbach, das Werk der amerikanischen Künstlerin Marcia Hafif, die als eine der zentralen Figuren der Farbfeldmalerei gilt. Parallel dazu hat die Basler KünstlerinMaja Rieder für das Untergeschoss grossflächige Arbeiten auf Papier geschaffen.
Quadratische Farbflächen, mal als Dreiergruppe, dann als Serie von sechs, zehn oder zwanzig gleich grossen Flächen: Auf den ersten Blick wirken diese Quadrate monochrom. Doch betrachtet man die auf massive Holzrahmen gespannte Leinwand genauer, so erkennt man die in feinen Nuancen abgestuften Farben, die Marcia Hafif Schicht für Schicht aufgetragen hat. Die Black Paintings (1979/80), eine Serie von drei grossformatigen Quadraten, entstanden aus einer Überlagerung von Ultramarinblau und Umbrabraun, wobei Verläufe, Pinselduktus und Linienführung die Intensität der Farbe prägen. „Das Arbeiten in sogenannten ‚Layers’ ist typisch für Hafifs Werk“, sagt Ines Goldbach. Die Künstlerin erforsche dabei den Ursprung von Farbe – woher kommt sie, wie wirkt sie? – und dies führe zu diesen „vibrierenden Oberflächen“, deren Bild sich je nach Lichteinfall verändert.
„Ich bin keine Malerin“, sagt Marcia Hafif von sich. „Ich bin eine konzeptuelle Künstlerin, die mit Farbe arbeitet“. Darum zeigt das Kunsthaus Baselland neben den Bild-Serien auch Fotografien, Filme und Texte. „Wir können Marcia Hafif nur verstehen“, so Ines Goldbach, „wenn wir alle Elemente ihrer Kunst einbeziehen“. Weil die Installation der Bilder-Serien Teil des Werkes ist, wurde Marcia Hafif bei der Konzeption der Ausstellung und der Hängung der Bilder stark einbezogen. Das wurde zur Herausforderung, denn die 88-jährige Künstlerin hatte sich unlängst den Oberschenkel gebrochen und konnte die letzten Arbeiten darum nur aus der Ferne und mittels digitaler Medien beiwohnen.
Gleichzeitig mit Ines Goldbach hatte auch der Direktor des Kunstmuseum St. Gallen, Roland Wäspe, die Absicht, mit der kalifornischen Künstlerin eine Ausstellung zu realisieren. So fand man zusammen und konzipierte nahezu zeitgleiche Ausstellungen. Weil das Werk Hafifs und dessen Hängung immer stark auf den Ausstellungsort Bezug nimmt, werden im industriell geprägten Kunsthaus Basel die zeitgenössischen Bilder von den 70er-Jahren bis heute präsentiert, wogegen das Kunstmuseum St. Gallen mit seinen traditionellen Museumsräumen vom 16. September 2017 bis am 14. Januar 2018 eher klassische Werke der Künstlerin zeigt.
Lineare Bahnen – überraschende Farben:
Maja Rieder
Im Kunsthaus Baselland hat Direktorin Ines Goldbach den Anspruch, internationales und lokales Kunstschaffen zusammenzuführen. Daraus würden sich „positive Reibungsmomente“ ergeben, so Goldbach, und die Kombination der 88-jährigen Konzeptkünstlerin Marcia Hafif mit der ein halbes Jahrhundert jüngeren Baslerin Maja Rieder erweist sich in der Tat als Glücksgriff: Beide Künstlerinnen setzen sich intensiv mit Raum und Material auseinander. Beide arbeiten mit klaren geometrischen Formen – mal in der Fläche, mal im Raum.
Ein Jahr lang hat sich Maja Rieder auf diese Ausstellung vorbereitet, hat die Räume vermessen, ein Modell hergestellt und beim Schaffen der Werke bewusst Räume und Hängung mitgedacht. Mit speziell angefertigten Pinseln hat sie breite, lineare Bahnen aus schwarzer und gelber Tusche auf die „gewaltigen Papierbahnen“ (Ines Goldbach) gezogen. Diese Papierbahnen hatte sie zuvor gefaltet hatte, „denn diese Falten erzeugen einen Widerstand, wenn ich mit dem Pinsel darüberfahre“, erklärt die Künstlerin. Sie braucht diesen Widerstand, denn er hinterlässt seine Spuren, je nach Faltung wird dort mehr oder weniger Tusche aufgetragen und gibt dem Werk eine räumliche Dimension. Die Ausrichtung der Bahnen erfolge nach klaren Regeln, betont Maja Rieder, sie arbeite mit einem eigenen System, das sie aber nicht so einfach erklären könne. Il faut descendre pour monter No. 1–6 heisst das so entstandene Werk, welches im ersten grossen Raum des Untergeschosses zu sehen ist.
Die Experimentierfreudigkeit der 38-jährigen Baslerin zeigt sich auch im zweiten Raum: Auf die ganze Fläche verteilt ist das Werk Flipper, bei dem die Künstlerin einen Würfel mittels Diagonalschnitten in 24 Teile zerlegt und diese in groben Wabenkarton nachgebaut hat. 18 dieser 24 Teile sind zu sehen – mal als Gruppe, mal einzeln.
Für die Werkgruppe Mach’ einen Löwen einen König und ein Herz hat Maja Rieder riesige Bögen aus Japanpapier mehrfach so gefaltet, dass am Ende ein handliches Quadrat oder ein rechtwinkliges Dreieck entstanden ist. Das nun in vielen Schichten aneinander liegende Material hat sie in pigmentierte Tusche getaucht, leicht antrocknen lassen und danach wieder auseinandergefaltet. Entstanden sind geometrische Wandbilder in überraschend nuancierten Farbfacetten – je nach Trocknungsgrad der einzelnen Blätter beim Auseinanderfalten des Werks. Für Maja Rieder, deren Schaffen bisher vor allem vom Einsatz von Graphit und Tusche geprägt war, kommt diese Werkgruppe überraschend farbig daher und bildet einen spannenden Kontrast zum Werk Flipper mit seinen grauen Karton-Volumen.