Margaret and Christine Wertheim and the Institute For Figuring, Red Nudibranch Reef, 2022

Margaret und Christine Wertheim – Wert und Wandel der Korallen

Museum Frieder Burda | 29.01.2022 – 26.06.2022

Korallenriffe auf der ganzen Welt werden durch die globale Erwärmung zerstört. Als Reaktion auf diese Umwelttragödie haben die beiden in Australien geborenen und in Kalifornien lebenden Künstlerschwestern Margaret und Christine Wertheim ein Werk geschaffen, das auf den Mitteln traditioneller Handarbeitstechniken basiert: Ihre gehäkelten Korallenriffe schillern und wuchern in Farben und Formen, die vom australischen Great Barrier Reef inspiriert sind. 

Entstanden ist ein gemeinschaftliches Werk, in das Tausende von Menschen rund um den Globus bereits einbezogen wurden. Eine Symbiose aus Kunst, Wissenschaft, Mathematik und kollektivem Arbeiten, der die unendlichen Möglichkeiten kreativen Handarbeitens zugrunde liegen. Im Erdgeschoss des Museums ist das Crochet Coral Reef (das gehäkelte Korallenriff) zu sehen, das von den Wertheim-Schwestern und einem engen Kreis von Mitarbeiterinnen 2005 begonnen wurde und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt wird. Das Crochet Coral Reef besteht aus sehr unterschiedlichen Skulpturen in Form von Korallenwäldern, Anemonen- und Rifflandschaften, grossen stehenden oder hängenden Einzelkorallen und einer Suite aus Miniaturkorallen. Gefertigt wurde es aus verschiedenen Garnen, Plastik- und Videobändern, Drähten, Lametta und weiteren geeigneten Kunststoffprodukten, die als Material für die toxisch schönen Meeresorganismen dienen. In Vitrinen sind ausserdem sogenannte Pod Worlds, ganze Unterwasserszenarien, arrangiert, darunter auch hell verblichene Korallenbänke. Das Projekt sorgte unter anderem 2019 auf der Biennale in Venedig für grosse Aufmerksamkeit.

Ein neues Korallenriff, das als Teil des Crochet Coral Reef exklusiv für die Ausstellung entstand, verwandelt das Obergeschoss des Museums in eine farbenprächtige Unterwasserwelt. Das Baden-Baden Satellite Reef wurde als eines der grössten partizipativen Kunstwerke der Welt von den Künstlerinnen kuratiert. Es setzt sich aus mehr als 40 000 Korallen von rund 4000 Häkelbegeisterten zusammen, die in unzähligen Häkelstunden ihre Kreativität auslebten und durch ihren Beitrag das Projekt möglich machten. In ganz Deutschland haben sich Gemeinschaften im Geiste eines «kreativen Häkelns» zusammengeschlossen, um auf diese Weise auch auf die Krise der Weltmeere aufmerksam zu machen.

Zugleich zeigt das Crochet Coral Reef Parallelen zwischen geologischer und sozialer Evolution auf. In dem kooperativen Prozess des Korallenhäkelns wird jede Person Teil eines umfassenderen Ganzen, analog zu einem einzelnen Korallenpolyp, der in den allmählichen Aufbau einer kollektiven Form eintritt und die Grenzen zwischen Gemeinschaft und Einzelgebilde verschwimmen lässt. 

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