Markus Amm | Piero Golia | Itziar Okariz
bis 16.07.2017
Kunsthaus Baselland
Von Ines Goldbach
Den Auftakt der drei Einzelausstellungen macht der in Los Angeles lebende Piero Golia (* 1974, IT). Golia zählt zu den eigenwilligsten zeitgenössischen Konzeptkünstlern, die konsequent vorherrschende Systeme und Bedingungen – nicht nur in der Kunst – hinterfragen. 2005 begründete er in Los Angeles die Mountain School of Arts mit, in der die Studierenden lernen und Unterricht nehmen können, ohne Studiengebühren zahlen zu müssen.
Im Kunsthaus nun verhandelt Golia geschickt die Frage nach den Erwartungen an KünstlerInnen, ihrem Auftritt in der Öffentlichkeit, aber auch nach ihren Möglichkeiten, soziale Gefüge zu schaffen. The Painter nennt Golia sein Werk, bestehend aus einem auf meterlangen Schienen sich bewegenden gewaltigen Roboter, der – in Reaktion auf die eintretenden BesucherInnen – teilweise exzentrisch zu agieren und vor allem zu malen beginnt. «Meiner Ansicht nach», so Golia, «sollten wir nach offenen Modellen streben, bei denen die Betrachter die Möglichkeit hat, seine eigene Narration zu gestalten.» Eben das ist in der Interaktion mit dem malenden Roboter möglich.
In den Räumen des Obergeschosses zeigt – im sinnfälligen Nebeneinander mit dem Painter von Golia – der in Genf lebende Künstler Markus Amm (* 1967, DE) neue Werke. Seine faszinierenden, bisweilen auch rätselhaften abstrakten Malereien ermöglichen dem Gegenüber eine besondere, zum Teil ungewohnte Seherfahrung. Auf die von ihm aufwendig hergestellten Boards giesst Amm verdünnte Ölfarbe, die in die matte, aus Gessoschichten bestehende Oberfläche eindringt. Teils kontrolliert, teils dem Zufall überlassen, fliessen die Farben in unterschiedlichen Formationen ineinander. Das Resultat ist eine Malerei, die sich – fast wie ein Polaroidbild – nach und nach vor dem Auge zu entwickeln vermag und durch ihre erstaunliche Tiefenwirkung sowohl Raum schafft als auch mit der umgebenden Architektur einen neuen Raum kreiert.
Mit der Ausstellung von Itziar Okariz (* 1965, ES) schliesslich, die das gesamte Untergeschoss des Kunsthauses einnimmt, wird erstmals ein Überblick über das umfangreiche Werk der baskischen Performance-Künstlerin ermöglicht. Zentral für ihr Schaffen steht die Entdeckung der Konstruktion von Identität. In den aktuellen Arbeiten fokussiert Okariz den Umgang mit Sprache und die Möglichkeit der Bedeutungsverschiebung durch Sprache. In Fragmenten, Wiederholungen, Auslassungen und neuen Zusammenschlüssen werden Wörter und Sätze auf die Möglichkeit hinterfragt, neue Sinnzusammenhänge zu schaffen. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit den Partnerinstitutionen in Madrid (CA2M. Centro de Arte Dos de Mayo) und San Sebastián (Tabakalera. Centro Internacional de Cultura Contemporánea). Am 17. Juni ist Okariz mit einer Live-Performance während der Art Parcours Night vertreten.