Marlene Dumas
31.05.2015 – 06.09.2015
Fondation Beyeler
Marlene Dumas ist eine leidenschaftliche Malerin. Ihre Kunst fasziniert und irritiert. Dem umfangreichen Werk dieser bemerkenswerten Künstlerin widmet die Fondation Beyeler vom 31. Mai bis 6. September die bisher umfassendste Retrospektive in Europa mit dem Titel «The Image as Burden».
Von Jana Kouril*
Im Zentrum des Schaffens von Marlene Dumas steht die Beschäftigung mit dem Porträt und der menschlichen Figur. Die Ausstellung The Image as Burden bietet einen Überblick über ihr Schaffen von der Mitte der 1970er-Jahre bis heute. Zusätzlich zu Dumas’ wichtigsten Bildern und Zeichnungen werden experimentelle Collagen aus ihrem Frühwerk sowie mehrere, in neuerer Zeit entstandene Gemälde zu sehen sein.
Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entwickelt und zeichnet anhand einer groben chronologischen Ordnung ihren künstlerischen Werdegang nach. Der Auftakt im ersten Raum wird mit drei besonderen Werken, mit The Painter (1994), The Sleep of Reason (2009) und Helena’s Dream (2008) gemacht, die programmatischen Charakter für das Schaffen von Dumas haben und den Blick für die Ausstellung einstimmen.
In Dumas Einzel- und Gruppenporträts dominiert eine abwechslungsreiche Palette von Farbtönen und Kontrasten. Expressive Farben wechseln mit fast transparenten Nuancen ab, die die Leinwand scheinbar von innen leuchten lassen. Dumas bringt zarte Körper und markante Gesichter auf die Leinwand, sie wirken manchmal stark, zuweilen zerbrechlich. Ihre Bilder setzen Assoziationen frei, stossen eigene Gedanken an, rühren an innere Bildwelten und erzählen trotzdem ihre eigene Geschichte. Sprache nimmt im Schaffen von Dumas eine wichtige Rolle ein. Dafür zeugt die im letzten Jahr erschienene Publikation Sweet Nothings. Notes and Texts 1982-2014, zahlreiche Kostproben sind im Katalog zur Ausstellung enthalten. Hinweis auf ihre Affinität zur Sprache sind auch die Titel, die Dumas ihren Werken und Ausstellungen gibt. So ist The Image as Burden, der Titel unserer Ausstellung, der Titel eines Bildes von 1993, das auch in der Fondation Beyeler zu sehen ist.
Marlene Dumas hat seit vielen Jahren ein umfangreiches Bildarchiv angelegt, das ihr als Ausgangspunkt für ihre Gemälde und Aquarelle dient. Sie bezieht sich dabei auf aktuelle Ereignisse im öffentlichen Leben ebenso wie auf private Situationen, zu ihrem Archiv gehören Abbildungen aus Magazinen oder der Tagespresse, aus Kunstbüchern oder auch Familienfotos. Ausgehend von solchen Vorlagen transformiert Dumas mit ihrer Malerei das Abbild in ein neues, verführerisches und gleichzeitig irritierendes Bild – was in der Fotografie die Stilllegung der Zeit ist, erweckt Dumas in ihrer Malerei zum Leben. Ihre Malerei strahlt eine vereinnahmende, sinnliche Kraft aus, die den Betrachter in ihren Bann zieht. Ohne Vorbehalt, manchmal herausfordernd, zuweilen mit Humor, begegnet Dumas den Menschen in ihren Bildern und lässt die Autonomie der Farbe zu. Das Bedeutungsspektrum ihrer Sujets ist weit und verbindet vermeintlich unvereinbare Polaritäten, Erotisches findet neben Religiösem, Schönheit neben Schreckensszenen Platz.
Die in Amsterdam lebende Künstlerin Marlene Dumas (* 1953 Kapstadt, Südafrika) zählt zu den herausragenden Malerpersönlichkeiten unserer Zeit. Marlene Dumas ist in Südafrika aufgewachsen und hat an der Universität von Kapstadt studiert. 1976 verliess sie Südafrika und siedelte in die Niederland über, wo sie bis heute lebt. 1979 fand in einer Pariser Galerie ihre erste Einzelausstellung statt. Zu wichtigen Ausstellungen der letzten Jahre gehören Präsentationen im Haus der Kunst in München (2010/2011), im Museum of Contemporary Art in Los Angeles und Museum of Modern Art in New York (2008) oder im Museum of Contemporary Art in Tokio (2007). 1992 nahm Dumas an der Documenta IX in Kassel teil und 1995 an der Biennale in Venedig, wo die Präsentation der Magdalena-Serie für einen stark beachteten Auftritt sorgte.
Kuratorin der Ausstellung ist Theodora Vischer, Senior Curator der Fondation Beyeler. Sie wurde gemeinsam, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten, mit dem Stedelijk Museum in Amsterdam und der Tate Modern in London organisiert. Die ungemein reichhaltige Publikation zur Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entstanden.
*Jana Kouril ist Assistenzkuratorin der Fondation Beyeler