Mondrian Evolution

Fondation Beyeler

05.06.2022 – 09.10.2022

Die Ausstellung in der Fondation Beyeler zeigt die Entwicklung Piet Mondrians vom Landschaftsmaler zu einem der führenden Protagonisten der Moderne.
Anlässlich seines 150. Geburtstags widmet die Fondation Beyeler dem niederländischen Maler Piet Mondrian (1872–1944) eine gross angelegte Ausstellung. Als einer der bedeutendsten und vielseitigsten Protagonisten der Moderne hat Mondrian die Entwicklung der Malerei von der Figuration zur Abstraktion massgeblich geprägt. Der runde Geburtstag Piet Mondrians fällt mit dem 25-jährigen Bestehen der Fondation Beyeler zusammen, in deren Sammlung sich sieben Werke des Künstlers befinden – mehr als in jedem anderen Museum in der Schweiz. Mit 89 Werken aus allen Schaffensphasen gewährt Mondrian Evolution einen umfassenden Überblick über seine fünf Jahrzehnte umspannende Karriere und sein facettenreiches Œuvre. Die Ausstellung bietet die seltene Gelegenheit, Mondrian, der nicht nur die Kunst des 20. Jahrhunderts, sondern etwa auch Design, Architektur, Mode und Popkultur wesentlich beeinflusste, auf eine neue Weise zu entdecken und kennenzulernen. Es ist die erste umfangreiche Einzelausstellung des Künstlers in der Schweiz seit 50 Jahren.

Piet Mondrian, Mühle bei Sonnenschein, 1908
Piet Mondrian, Mühle bei Sonnenschein, 1908

Im Zentrum der Ausstellung steht Mondrians bemerkenswerte künstlerische Entwicklung. Während sich die Sammlung der Fondation Beyeler vor allem auf das Spätwerk Mondrians konzentriert, richtet die Ausstellung Mondrian Evolution ihr Augenmerk besonders auf die Herausbildung seines Frühwerks. In der in Themenräume gegliederten Ausstellung treten frühe und späte Werke in Dialog miteinander, die den Wandel in Mondrians Schaffen anschaulich machen. Dabei verlief seine «Evolution» keineswegs geradlinig. Der Künstler selbst verwendete den Begriff der «Evolution» nicht im Sinne Charles Darwins. Vielmehr verstand er darunter das Experimentieren, das Sammeln von Erfahrungen, die zu weiteren Beobachtungen und vertieften künstlerischen Erkenntnissen führen.

Mondrians frühe Arbeiten zeugen vom Einfluss der traditionellen niederländischen Landschaftsmalerei nach Art der Den Haager Malerschule. Er malte holländische Motive wie Windmühlen, Dünen und das Meer, sich im Wasser spiegelnde Bauernhöfe und Pflanzen. Beeinflusst von den Werken Vincent van Goghs, hellte sich Mondrians Farbpalette später auf, und sein Stil wurde expressiver, seine Malweise freier und skizzenhafter. Aus Experimenten mit unterschiedlichen Farbintensitäten gingen kraftvoll erstrahlende Bilder hervor. Angeregt durch publizierte Vorträge Rudolf Steiners zur Theosophie, beschäftigte sich der an Esoterik interessierte Mondrian besonders intensiv seit 1908 mit dem Thema. 1909 wurde er Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. Der Kubismus, den er um 1912 in Paris kennenlernte, war für die künstlerische Entwicklung Mondrians von grosser Bedeutung. In dieser Zeit trat die Farbigkeit zusehends hinter den Strukturen der Kompositionen zurück, Naturvorbilder wurden komplett abstrahiert. 

Piet Mondrian, Bauernhof bei Duivendrecht, um 1916
Piet Mondrian, Bauernhof bei Duivendrecht, um 1916

Nach einem ersten Paris-Aufenthalt in die Niederlande zurückgekehrt, schuf Mondrian erneut Gemälde mit figurativen Motiven, um an ihnen das Verhältnis zwischen Fläche und Raumillusion zu erproben. Erst ab Anfang der 1920er-Jahre, nach seiner Rückkehr nach Paris, wandte Mondrian sich wieder einer komplett gegenstandslosen Bildsprache zu – er selbst bezeichnete diesen Stil als «Neue Gestaltung» oder «Neoplasti-
zismus». Die abstrakten Bilder, die aus den unendlichen Möglichkeiten der Kombination von Weiss, schwarzen Linien und den Grundfarben, Gelb, Rot und Blau schöpfen, machten Mondrian zu einem der berühmtesten Künstler der Moderne. Er selbst verstand unter Abstraktion einen Prozess der Annäherung an die absolute Wahrheit und Schönheit mittels des Einsatzes von Licht und Spiegelungen sowie der Gestaltung von Raum, Fläche und Struktur. 

Während seiner Zeit in Paris, wo er bis 1938 lebte, wurde Mondrians Atelier zu einem legendären, viel besuchten und häufig fotografierten Treffpunkt der damaligen Kunstszene. Nach einer Zwischenstation in London emigrierte er im Herbst 1940 nach New York. Dort wurde er Mitglied der American Abstract Artists, fand schnell Kontakt zu emigrierten Künstlerkollegen und -kolleginnen. Auch zu jüngeren Künstlerinnen und Künstlern wie Lee Krasner und Willem de Kooning knüpfte Mondrian Beziehungen. Er interessierte sich sehr für Musik und Rhythmus. Schon früh hatte er sich mit Ludwig van Beethoven und Richard Wagner beschäftigt, zudem war er ein begeisterter Tänzer und hegte eine grosse Faszination für den Jazz. In New York entstand ein Spätwerk, das stark von dem Erlebnis der Stadt und der Begeisterung für den Boogie-Woogie geprägt war.

Die Werke Mondrians werden in öffentlichen und privaten Sammlungen auf der ganzen Welt bewahrt. Die grösste Sammlung, nicht zuletzt an frühen Arbeiten, besitzt das Kunstmuseum Den Haag. Für die Ausstellung ist es gelungen, wichtige und zum Teil selten gezeigte Hauptwerke aus fünf Jahrzehnten zu versammeln. 

Mondrian Evolution ist eine Ausstellung der Fondation Beyeler, Riehen/Basel, und der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Den Haag.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Ulf Küster, Senior Curator, Fondation Beyeler, Kathrin Beßen und Susanne Meyer-Büser, Kunstsammlung -Nordrhein-Westfalen.

Charlotte Sarrazin ist Assistenzkuratorin
an der Fondation Beyeler

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