Kiki Montparnasse (Alice Ernestine Prin), Les Lavandières, 1927

Sammlung Im Obersteg: Picasso, Chagall, Jawlensky

Kunstmuseum Basel |  bis 21.06.2020

In der Sammlung Im Obersteg befinden sich Meisterwerke von Pablo Picasso, die weltberühmten Judenbildnisse Marc Chagalls von 1914, Alexej von Jawlenskys umfangreiche Werkgruppe sowie sieben eindringliche Gemälde Chaïm Soutines und Werke vieler anderer Künstler. Seit 2004 ist die Sammlung im Kunstmuseum Basel als Dauerleihgabe beheimatet. Die Ausstellung Picasso, Chagall, Jawlensky präsentiert die Basler Privatsammlung im Dialog mit ausgesuchten Werken der Öffentlichen Kunstsammlung. 

Ausgewählte internationale Leihgaben akzentuieren die zentralen Themen der Ausstellung. Dabei handelt es sich meist um Werke, die vormals Teil der Sammlung Im Obersteg waren oder in einem wichtigen Bezug zu ihr stehen. Picassos monumentales Bildnis von Jacinto Salvado im Harlekinskostüm, der Arlequin assis (1923), war viele Jahre das Hauptwerk der Sammlung, bis es nach dem Tod Karl Im Oberstegs im Jahr 1969 verkauft wurde. Erstmals seit 50 Jahren macht es die Ausstellung möglich, dieses Meisterwerk aus Privatbesitz erneut im Kontext der Sammlung Im Obersteg zu sehen, begleitet von seinem Geschwisterbild, dem Basler Arlequin assis aus demselben Enstehungsjahr.

Pablo Picasso, Arlequin assis, 1923
Pablo Picasso, Arlequin assis, 1923

Bei einer weiteren Leihgabe handelt es sich um eine Replik von Marc Chagalls Der Jude in Schwarz-Weiss, die der Künstler um 1923 in Paris nach der in der Sammlung Im Obersteg befindlichen Erstfassung gemalt hatte und die sich heute im Palazzo Ca’Pesaro in Venedig befindet. Diese Zusammenführung wird ergänzt und kontextualisiert durch eine Korrespondenz zwischen Karl Im Obersteg, Marc Chagall und dem Sammler Alexandre Kagan-Chabchay, die die Problematik und Bedeutung der Repliken in der Kunst Chagalls thematisiert. 

Die Verkäufe solch wichtiger Werke könnten unter dem Motto «Prüfe alles, behalte das Gute» stehen. Dies schrieb Karl Im Obersteg 1952 in eines seiner Sammlungsalben, das er seinem Sohn Jürg zum 38. Geburtstag schenkte. Er war bereit, sich von Werken zu trennen, wenn dies das Profil der Sammlung schärfte oder die begrenzten räumlichen Gegebenheiten seines Hauses es erforderten. Prominentestes Beispiel war der Eintausch von Marc Chagalls La noce (1911, heute im Musée national d‘art moderne Centre Pompidou, Paris) gegen den Juden in Grün (1914) im Jahr 1935. Nur ein Jahr später erwies sich dieser Tausch als Segen, als sich die Gelegenheit bot, die zwei Geschwisterbilder Der Jude in Schwarz-Weiss und Der Jude in Rot aus Privatbesitz zu erwerben.

Alexej von Jawlensky, Selbstbildnis, 1911
Alexej von Jawlensky, Selbstbildnis, 1911

Neben den Hintergründen zur Sammlung will die Ausstellung
Picasso, Chagall, Jawlensky dem Publikum die Lebensgeschichte von Karl und Marianne Im Obersteg-Buess nahebringen. Historische Fotografien der Werke in den verschiedenen Wohnsituationen der Familie Im Obersteg vermitteln ein lebendiges Bild des Lebensumfelds des Sammlerpaares. Die Sammlung als Ausdruck einer individuellen Biografie dokumentiert die Entwicklung einer Begeisterung, einer Leidenschaft und einer ästhetischen Präferenz. Karl Im Obersteg suchte keinen gefällig-schönen Wandschmuck, sondern ihn faszinierte die verändernde Kraft der Kunst, ihr im spontanen Schöpfungsakt auflebender Ausdruck. Seine Strategie war, sich mit Kunst zu umgeben, die ihn begeisterte und herausforderte – ein Ziel, das auch die Ausstellung verfolgt.

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