19. Februar – 1. Mai 2023
Im Rahmen der internationalen Feierlichkeiten rund um das 50. Todesjahr von Pablo Picasso (1881–1973) präsentiert die Fondation Beyeler vom 19. Februar bis 1. Mai 2023 in einer kleineren Ausstellung eine konzentrierte Auswahl von zehn späten Gemälden des Künstlers aus der Sammlung Beyeler, der Anthax Collection Marx sowie aus weiteren Privatsammlungen.

Öl auf Leinwand, 100 x 81 cm
Anthax Collection Marx, Dauerleihgabe Fondation Beyeler
© Succession Picasso/2022, ProLitteris, Zurich
In seinem letzten Lebensjahrzehnt, als Picasso bereits über 80 Jahre alt war, führte der spanische Künstler sein epochales Werk auf überaus produktive Weise fort. Mit ungebändigter Energie realisierte er in dieser finalen Schaffensphase nicht selten gleich mehrere Bilder an einem Tag. Dabei entfaltete er eine derart kreative Kraft, dass es den Anschein hat, als habe er gegen das zunehmende Alter und das damit verbundene Nachlassen seines künstlerischen wie körperlichen Schöpfungsvermögens ankämpfen wollen. Unter den zahlreichen Arbeiten, die in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren entstanden, findet sich auch eine umfangreiche Werkgruppe, in der sich Picasso auf intensive Weise mit dem Thema «Künstler und Modell» befasste. In diesen ausdrucksstarken Werken setzte er sich zum einen mit dem (Selbst-)Bild des Künstlers und zum anderen mit dem kreativen Schöpfungsakt und Entstehungsprozess auseinander.
Zwischen Selbstporträt, Künstlerbild-Klischee und Karikatur hin und her schwingend, zeigen einige der Gemälde den Künstler im gestreiften Hemd und beschwören damit auch das bereits zum Mythos gewordene Image Picassos herauf. Als eine Art Gegenentwurf zu seinem eigenen Erscheinungsbild inszeniert er den Künstler dabei aber oft als bärtigen Mann. Darüber hinaus präsentiert Picasso den Künstler meistens direkt vor dem Modell malend, was seiner typischen Arbeitspraxis – stets aus der Erinnerung heraus zu malen – eigentlich widerspricht. In dieser Konstellation wird das nackte weibliche Modell, das in der Darstellung gleichfalls zwischen Idealisierung und Karikierung schwankt, dem Blick des Künstlers ausgesetzt. Es bleibt denn auch offen, inwieweit Picasso in diesen Werken seine Fixierung auf den weiblichen Akt und die visuelle Vereinnahmung des weiblichen Körpers zelebriert oder ironisiert. So wirft seine eindrucksvolle Maler-und-Modell-Serie auch Fragen zum persönlichen und bildlichen Umgang des Mannes mit dem weiblichen Körper und zu dessen Darstellbarkeit im Kontext der heutigen Zeit auf.

Öl auf Leinwand, 130 x 162 cm
Esther Grether Familiensammlung
© Succession Picasso / 2022, ProLitteris, Zürich
Die von Raphaël Bouvier kuratierte Ausstellung unternimmt den Versuch, anhand einzelner repräsentativer Gemälde aus Picassos gewaltigem Spätwerk seinen um den schöpferischen Prozess, die Blickbeziehungen zwischen Maler und Modell, die Darstellung des männlichen Künstlers und ebenso die bildliche Inszenierung des weiblichen Modells kreisenden Erkundungen nachzugehen und diese auf ihre Aktualität hin zu befragen.
Mit seinen unzähligen Bildideen hat Pablo Picasso die Kunst des 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer Künstler geprägt. Mehr als 30 seiner Werke befinden sich im Besitz der Fondation Beyeler, die damit eine der hochkarätigsten Picasso-Sammlungen weltweit beherbergt. Picasso ist zugleich der in der Sammlung Beyeler am stärksten vertretene moderne Künstler. Die Werke umspannen den Zeitraum vom 1907 einsetzenden kubistischen Frühwerk bis hin zu den späten Werken der 1960er-Jahre. Rund 15 weitere Meisterwerke Picassos aus der Sammlung Beyeler und der Anthax Collection Marx werden in den auf die Ausstellung folgenden Sammlungsräumen gezeigt und entfalten somit ein umfängliches Panorama von Picassos Schaffen.