Trinkspiele und Scherzgefässe, 17. Jahrhundert

Schöner trinken – Barockes Silber aus einer Basler Sammlung

Historisches Museum Basel

10.06.2022 – 29.01.2023

Wie lässt sich Wasser in Wein verwandeln? Womit zaubert man besondere Düfte auf die Festtafel? Kann man überhaupt
«schöner trinken»? Die Sonderausstellung stellt eine der bedeutendsten Privatsammlungen barocker Silberobjekte in der Schweiz erstmals der Öffentlichkeit vor. Sie gibt reizvolle Einblicke in die Vielfalt von Trinkgefässen sowie deren Herstellung und Verwendung. 

Rund 200 Objekte des 16. bis 18. Jahrhunderts führen die Beliebtheit speziell gestalteter Trinkgefässe in der Barockzeit vor Augen. Die Objekte, zu denen auch europaweite Einzelstücke zählen, steigern mit ihrer Eleganz den Trinkgenuss. Das Spektrum reicht von schlichten Bechern über prachtvolle Humpen und Pokale bis hin zu wundersamen Trinkspielen. Die Objekte stammen aus den Goldschmiedezentren Nürnberg und Augsburg, aber auch aus weniger bekannten Werkstätten des deutschsprachigen Raumes.

Mit Wein gefüllte, über den Tisch fahrende Segelschiffe, Sturzbecher mit Windmühle und Blasröhrchen, Weinwunderpokale sowie eine Hummerschere, die von einem Goldschmied in eine Galeere verwandelt wurde: Dem Fantasiereichtum waren bei der Gestaltung von Trinkspielen keinerlei Grenzen gesetzt. Darüber hinaus geben die kunstvoll gestalteten Silbergefässe einen Einblick in deren Funktion und Bedeutung als Repräsentationsstücke. 

Das 16. und das 17. Jahrhundert wurden häufig als «Haupt-Zechperiode des deutschen Volkes» oder «Saufzeitalter» bezeichnet. Über die Trinkbräuche sind wir dank diverser Schriften gut informiert. Richard Brathwaite schilderte in seinem Traktat ‹Jus potandi oder Zechrecht› von 1616 die verschiedenen Formen des Alkoholkonsums. Seinen Worten zufolge haben alle Trinkspiele den Zweck, «dass einer einen guten Rausch bekommet und truncken wird». Bei geselligen Anlässen wurden oftmals ungeheure Mengen – zuweilen mehrere Liter pro Person –  «hinuntergespült». Dabei ist zu bedenken, dass Wein und Bier weniger Alkoholgehalt hatten als heute. Sie galten als Grundnahrungsmittel, da Wasser oftmals verunreinigt war. 

Bei aller Verschiedenartigkeit der Gefässe und Trinksitten vor 300 Jahren existieren doch Parallelen zur heutigen Zeit. Das gemeinsame Trinken spielt nach wie vor beim Feiern von Übergängen – wie Silvester, Geburtstag, Hochzeit – sowie weiteren Festlichkeiten eine zentrale Rolle. Nur wird den Getränken in der Regel mehr Bedeutung beigemessen als den Gefässen.

Der Besuch der Ausstellung ist mit diversen Medienstationen, die die Trinkspiele in Aktion zeigen, Trinkliedern und Düften ein Rundgang für die Sinne. Auch der Herstellung dieser kunsthandwerklichen Erzeugnisse kommt mit einer Werkstattinstallation ein besonderer Stellenwert zu.

Dr. Sabine Söll-Tauchert ist Kuratorin
der Kunsthistorischen Abteilung
am Historischen Museum Basel

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