Schlagwort-Archive: Skulptur

Leonor Antunes – the last days in chimalistac

Leonor Antunes
the last days in chimalistac
22.09.2013 – 10.11.2013
Kunsthalle Basel

In the last days in chimalistac, ihrer ersten Einzelausstellung in der Schweiz, zeigt die portugiesische Künstlerin Leonor Antunes neue Arbeiten und Werkgruppen in der Kunsthalle Basel. 1972 in Lissabon geboren, lebt und arbeitet die Künstlerin heute in Berlin. Die Arbeiten Antunes’ setzen sich mit Motiven und Formen aus Architektur und Design auseinander. Teils handelt es sich dabei um architektonische Details aus modernistischen Gebäuden, teils fällt ihr Blick auf die Details des jeweiligen Raumes, in dem sie ausstellt. So bedient sie sich dieser Elemente und setzt sie auf abstrakte Weise in Skulpturen und Installation um. Materialien wie Leder, Bronze, Kupfer oder Holz stehen im Vordergrund ihrer Praxis, wobei die Abnutzung der Materialien die Künstlerin interessiert. Ausserdem geht es um das Material selbst und um seine Verwendungsgeschichte in den verschiedensten Handwerken sowie um das langsame Verschwinden spezifischer Herstellungstechniken.
In Arbeiten wie discrepancies with M.S. #1 (2012) orientiert sich Antunes an den Massen eines authentisch renovierten Apartments nach dem Design Robert Mallet-Stevens’ von 1927 in Paris. Der Grundriss der Wohnung wird abstrahiert in Leder umgesetzt. Das Interesse
Antunes’ an Vertretern des Modernismus, dazu gehören neben Mallet-Stevens Matthias Goeritz oder Lina Bo Bardi, wird gerade hier besonders deutlich. Die Künstlerin dokumentiert Orte nicht, sie vermisst sie und bedient sich dabei des üblichen metrischen Einheitssystems. Auch in der Kunsthalle Basel bezieht sich die Künstlerin auf die Architektur. Sie greift die Form und die Masse der Oberlichter der Ausstellungsräume auf und überträgt sie in eine Holzstruktur, die von der Decke hängend installiert wird. Daran befestigt sie weitere Arbeiten wie das
Fischernetz, das von portugiesischen Fischern für Antunes produziert wurde und ein ähnliches Raster aufweist wie die Oberlichter. Das Material und seine jetzige Form erzählen die Geschichte der Fischer und erinnern an das Handwerk des Netze-Knüpfens, einer Handwerkstechnik, die fast ausgestorben zu sein scheint. Es sind genau diese Geschichten und ihre Präsenz – körperlich sowie theoretisch – die für die Arbeiten Leonor Antunes’ unersetzlich sind.

Alexander Calder: Bäume – Abstraktion benennen

Alexander Calder: Bäume – Abstraktion benennen
bis 12.01.2014
Fondation Beyeler

Die Fondation Beyeler präsentiert mit der zweiten Calder Gallery eine einzigartige Ausstellung mit Werken des amerikanischen Bildhauers, die in Zusammenarbeit mit der Calder Foundation eingerichtet und sich einem weiteren, noch nicht untersuchten Aspekt im Schaffen des Künstlers widmet. Neben Leihgaben der Calder Foundation werden auch selten ausgeliehene Werke aus Privatbesitz sowie aus der Fundació Joan Miró, Barcelona, und dem Moderna Museet, Stockholm, zu sehen sein. Alexander Calder: Bäume – Abstraktion benennen weiterlesen

Was jetzt? Aufstand der Dinge am Amazonas

Was jetzt? Aufstand der
Dinge am Amazonas

bis 29.09.2013
Museum der Kulturen

Holzfigur der Ocaina aus Kolumbien, 1960er-Jahre
Holzfigur der Ocaina aus Kolumbien, 1960er-Jahre

Das Leben von Dingen endet nicht, wenn sie in eine ethno-grafische Museumssammlung kommen. Vielmehr erzählen sie uns Geschichten einer gemeinsamen Vergangenheit und Gegenwart zwischen dem Museum und den Herkunftsorten.
Und sie stellen Fragen nach der Verantwortung, die wir aus diesen Beziehungen für die Zukunft tragen.
Mit der Ausstellung Was jetzt? Aufstand der Dinge am Amazonas stellt sich das Museum der Kulturen Basel diesen Fragen und lädt ein zu einer inspirierenden Reise durch die historischen und aktuellen Verflechtungen zwischen dem Amazonastiefland und den ethnografischen Sammlungen am Rheinknie. An ausgewählten Sammlungsstücken aus den Jahren 1950 bis 2010 untersucht die Ausstellung die Interessen und Weltsichten verschiedenster Akteure; ein besonderes Augenmerk richtet sich auf diejenigen indigener Gemeinschaften. In diesen spielen Objekte eine zentrale, aktive Rolle bei der Menschwerdung, Ausgestaltung sozialer Beziehungen und der Visualisierung von Identitäten. Mythen erzählen, wie Objekte geschaffen werden und ihre Lebensrolle einnehmen, aber auch gegen Menschen rebellieren, wenn sie nicht die gebotene Behandlung erfahren. Die Ausstellung verbindet zeitgenössische Ansätze der Ethnologie, die nach der Wirkungsmächtigkeit von Dingen forschen, mit der Frage nach Handlungsspielräumen von indigenen Akteuren im globalen Kontext. Gigantische Infrastrukturmassnahmen zur Erschliessung natürlicher Ressourcen werden Amazonien, und wohl auch den Rest des Planeten, einschneidend und unwiderruflich verändern. Das Museum der Kulturen nimmt die aktuelle Problematik auf, um Bezügen zwischen Museumssammlungen und historischen Ereignissen in Amazonien nachzugehen. Die Frage «Was jetzt?» wird nicht beantwortet, denn die Ausstellung versteht sich als Reflexionsplattform, die es den Besucherinnen und Besuchern offen lässt, ob und wie sie die Frage nach der globalen Verantwortung – die je nach Standpunkt zwischen Engagement und neokolonialer Einmischung verortet wird – angehen wollen.

Was jetzt? Aufstand der
Dinge am Amazonas

bis 29.09.2013
Museum der Kulturen

Zilvinas Kempinas. Slow Motion

Zilvinas Kempinas Kunst spielt sich auf der «bright side of the moon» ab. Die Schwerkraft scheint aufgehoben, die Palette des Lichts durchdringt und aktiviert die Materialien seiner Installationen. Die Reise, auf die uns seine Kunstwerke mitnehmen, führt ins Hier und Jetzt, hin zu Wahrnehmungsapparaten, Energieaggregaten, zu Raumskizzen und -interventionen.
Es sind optisch-physikalische und gleichzeitig berauschend ästhetische Ereignisse, die seine Kunst ausmachen.
Die von ihm verwendeten Mittel sind einfach, alltäglich und doch ungewöhnlich: Videoband, Ventilatoren, FL-Röhren, in Symbiose mit Raum, Rhythmus, Luft und Licht. Die damit erzielte Wirkung ist denkbar komplex, umfasst alle Sinne, verändert die Orientierung am Ort und die Wahrnehmung der eigenen Zeit und Bewegung. Sie ist stets auf den Betrachter hin orientiert, der selbst zum Akteur in einem theatralen, oft minimalistischen Environment wird.
Kempinas wurde 1969 in Litauen geboren. Seine Ausbildung fiel mitten in die Zeit der grossen politischen Umwälzungen. 1987 begann er ein Studium der Malerei am Staatlichen Kunstinstitut, das er 1993 in der gleichen Institution abschloss, die dannzumal neu Kunstakademie hiess. 1994 konnte er seine erste Einzelausstellung einrichten, Painting from Nature, im Contemporary Art Centre in Vilnius. Erfolg hatte er ebenso mit Bühnenbildentwürfen für Theaterstücke. 1998 erhielt er einen Preis für das beste «Bühnendesign der Theatersaison» in Litauen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als freier Mitarbeiter in einer Büromöbelfirma, für die er Layouts für Ausstellungsräume entwarf.
Ende 1997 brach er nach New York auf, wo er «Combined Media» von 1998 bis 2002 am Hunter College studierte. Seine erste Einzelausstellung in den USA erhielt er 2003 am P.S.1 Contemporary Art Center, gefolgt von weiteren Ausstellungen, darunter eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Wien 2008. Im selben Jahr verbringt er als Calder-Preisträger sechs Monate in Calders Atelier in Saché, Frankreich, wo er seinen Beitrag für die Biennale vorbereitete: Tube – eine Arbeit, mit der er 2009 Litauen vertrat.
Im Museum Tinguely erhielt Kempinas «Carte Blanche», um seine bisher grösste Einzelausstellung zu realisieren. Sie breitet sich auf rund 1500 Quadratmeter Fläche über vier Ausstellungsgeschosse aus und besteht sowohl aus neu konzipierten Arbeiten als auch aus Arbeiten, die bereits an anderen Orten zu sehen waren, aber doch raumspezifisch stets neu entstehen.
Empfangen wird der Besucher durch die Arbeit Light Pillars (2013), zwei grosse, acht Meter hohe, frei stehende Zylinder. Ihre Form konstituiert sich durch mehrere konzentrische Lagen von Videoband, das durch Ventilatoren in oszillierende Bewegung versetzt wird und hell aufscheinendes Licht im Inneren des Zylinders verdeckt. Es ist eine extrovertierte, alle Aufmerksamkeit einfordernde Arbeit, die inmitten von Tinguelys grossen Maschinenskulpturen in der offenen Halle eine eigene, kraftvolle Dynamik entfaltet. Kempinas Vokabular kennt aber ebenso die stille Kontemplation, wie wir sie gleich nebenan auf rund 200 Quadratmeter Fläche mit der Arbeit Parallels (2007) antreffen. Die den Raum längs durchmessenden, parallel gespannten Videobänder geben hier den Blick sowohl von oben, von der Galerie, als auch von unten, im Raum selbst, auf diese scheinbare «Wasseroberfläche» frei.
Eine der schönsten Raumpassagen des Museums, die sogenannte «Barca», der mit Fensterband zum Rhein hin offene Erschliessungsgang vom Erdgeschoss zum Galeriegeschoss, nutzt Kempinas für die Arbeit Timeline (2013): vertikal und parallel gespannte Videobänder orientieren den Blick nach aussen neu. Während das Material der Bänder bei frontaler Aufsicht verschwindet und den Blick auf den Rhein freigibt, schliesst sich die Fensterfront scheinbar, sobald der Blick in die Diagonale oder nach links oder rechts wandert. Dann erlebt man ein reiches Spiel von Lichtbrechungen und Reflexionen, die sich auf der manchmal matten, manchmal glänzend-dunklen Oberfläche abzeichnen.
Im zweiten Obergeschoss mit vier Oberlichtsälen von klassischer Proportion sind zwei weitere, den Raum durchmessende Arbeiten installiert. Slash besteht wie Parallels aus parallel eng gespannten Videobändern, ihre Wirkung ist aber doch verblüffend anders. Da sich die Bänder diagonal durch den Raum erstrecken, wird die perspektivische Raumwahrnehmung verhindert und die Raumproportionen verschwimmen. Im letzten Raum hält sich ein Band auf scheinbar magische Weise selbst in der Luft und umtanzt die Wände. Es ist eine Poesie der Leichtigkeit und der Schwerelosigkeit, die unsere individuellen Träume vom Fliegen beflügeln kann.
Eine die Sinne überfordernde Manifestation von Energie inszeniert Kempinas in der Installation Ballroom (2010) im Untergeschoss, wo Ventilatoren, farbige Glühbirnen, Videotapes und Spiegelfolie zu einem dichten Tanz der Elemente vereint sind. Es ist eine Art Licht-Raum-Modulator, in dem die Betrachter sich in ihrer Orientierung verlieren können.
Zilvinas Kempinas ist ein Magier der Elemente, der das Natürliche und das Künstliche als Ingenieur und Orphiker verbindet. Schon in seiner frühen Arbeit Moon Sketch (2005) ist der Kontrast zwischen Faktur und Wirkung eindrucksvoll. Aus einfachsten Materialien, einer im Innern schwarz bemalten Kartonrolle, Klebeband und einem Kleinbilddia-Rahmen, entsteht ein Instrument zur Himmelsbeobachtung, das allerdings als Periskop, als «Wallgucker» funktioniert: nur Millimeter vor einer Wand angebracht und auf diese gerichtet, zeichnet sich scheinbar am dunklen Firmament in fahlem Licht der kraterübersäte Mond ab. Tatsächlich blicken wir auf ein Stück Wand von knapp zehn Zentimeter Durchmesser, das mit seiner Textur, der weissen Wandfarbe und der besonderen Lichtsituation diese Illusion erst ermöglicht. Nichts ist versteckt, alles ist zu sehen, und doch führt uns die Wirkung an einen Ort, der unsere Sehgewohnheiten hinterfragt und herausfordert.

Zilvinas Kempinas
Slow Motion
05.06.2013 – 22.09.2013
Museum Tinguely

Ausgewählte Picasso-Trouvaillen

Bei ihren Recherchen für die laufende Ausstellung «Die Picassos sind da!» im Basler Kunstmuseum sind die beiden Co-Kuratorinnen Anita Haldemann und Nina Zimmer in Basler Sammlungen auf überraschende und teilweise noch nie öffentlich gezeigte Werke gestossen. Auf den folgenden Seiten stellen sie einige dieser Kostbarkeiten in Kombination mit Werken aus der eigenen Sammlung vor. Aufgezeichnet von Sibylle Meier

Die Picassos sind da!
Eine Retrospektive aus
Basler Sammlungen
17.03.2013 – 21.07.2013
Kunstmuseum Basel

Pablo Picasso, Tête de Fou, 1905
Pablo Picasso, Tête de Fou, 1905

Tête de Fou, 1905
“Das war eine Entdeckung in einer Basler Privatsammlung, mit der wir überhaupt nicht gerechnet hatten. Wir haben dort verschiedene Bilder angeschaut, und auf einmal kamen wir in einen Raum, in dem überraschend diese Skulptur stand. Es handelt sich um eine sehr seltene Skulptur, die wir in Basel nicht erwartet hätten und vom Motiv her der rosa Periode zugerechnet wird. Darum zeigen wir dieses Werk auch im Kontext mit den Deux frères, die Picasso 1906 gemalt hat. Für uns ist besonders schön, dass es dieses Harlekin-Motiv in einer Skulptur gibt. In jener Zeit hat Picasso oft Strassenjungen, Artisten und Harlekins gezeichnet und gemalt. Dieses Motiv wird später, in den 1920er-Jahren, in Picassos Werk eine sehr wichtige Rolle spielen, und aus jener Zeit können wir in unserer Ausstellung drei Gemälde mit dem Harlekin-Motiv zeigen.
Wann dieses Werk gegossen wurde, ist nicht geklärt. Wir gehen aber nicht davon aus, dass der Tête de Fou bereits 1905 gegossen wurde, weil ein Bronzeguss für einen jungen Künstler immer eine sehr grosse Investition war, für die er zuerst jemanden finden musste, der das Vorhaben finanzierte. Diese Skulptur wurde von Picassos Galeristen Ambroise Vollard gegossen.“
Nina Zimmer

Pablo Picasso, Le repas frugal, 1904
Pablo Picasso, Le repas frugal, 1904

Le repas frugal, 1904
“Dieses Blatt wurde vom Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel sehr früh, 1926, angekauft. Es handelt sich um die allererste Druckgrafik, die Picasso angefertigt hat. Eine Radierung in diesem Format war zu jener Zeit überhaupt nicht üblich. Er hat bei dieser Arbeit ein sehr feines, differenziertes Schraffursystem angewendet, und es ist erstaunlich, dass er dies auf Anhieb beherrscht hat. Druckgrafik ist für viele Künstler eine Herausforderung, weil sie die Technik wirklich beherrschen müssen. Aber genau das hat ihn gereizt – dieses Material in den Griff zu bekommen. Damals, 1904, hat ihn ein Künstlerkollege im Atelier in die Materie eingeführt, ihm eine Platte gegeben und er hat einfach losgelegt.
Auch dieses Werk zeigt sein Interesse an Randfiguren wie Zirkus-akrobaten, Prostituierten oder, wie auf diesem Bild, armen Leuten, zu denen Picasso damals auch gehörte. Er scheint sehr viel Zeit in diese Technik des Radierens investiert zu haben, obwohl er – es war zu Beginn seiner blauen Periode – kaum Bilder verkaufen konnte. Die ersten Abzüge verschenkte er an Kollegen, und erst später konnte sein Galerist Ambroise Vollard eine Auflage drucken, die über den Kunstmarkt verkauft wurde. Mit dieser Druckgrafik gelang Picasso ein Meisterwerk, dessen differenzierte Graubabstufungen malerische Qualitäten aufweisen.”
Anita Haldemann

Pablo Picasso, Esquisse pour «les Demoiselles d’Avignon», März/April, 1907
Pablo Picasso, Esquisse pour «les Demoiselles d’Avignon», März/April, 1907

Esquisse pour «les Demoiselles d’Avignon», Étude pour «les Demoiselles d’Avignon»
“Diese beiden Zeichnungen sind Geschenke: Die rechte Skizze behielt Picasso sechzig Jahre lang in seinem Atelier, schenkte sie nach der Volksabstimmung im Jahre 1967 dem Kunstmuseum Basel. Die linke Skizze, die etwas später entstanden ist, hat uns Douglas Cooper geschenkt, ein enger Freund von Picasso, einfach weil er so begeistert war von der Basler Kubismus-Sammlung. Insgesamt hat Picasso für sein wohl bedeutendstes Werk Les Demoiselles d’Avignon 19 Vorzeichnungen gefertigt und diverse kleine «Carnets» mit diesem Motiv gefüllt. Er brauchte einfach eine gewisse Zeit, um dieses Motiv zu entwickeln und so radikal werden zu lassen.
Picasso hat hier ein Motiv des 19. Jahrhunderts, eine Bordellszene, genommen und alle narrativen Elemente weggelassen und verbindet die schon fast aggressiv wirkende kommerzielle Sexualität dieser Frauen mit der afrikanischen Skulptur, die fremd, archaisch und wild wirkt. Zusätzlich zu seiner neuen Formenspache, macht diese Verbindung, auf revolutionäre Art das Moderne in diesen Werken aus.”
Anita Haldemann

Pablo Picasso, Femme au béret orange et au col de fourrure, 1937
Pablo Picasso, Femme au béret orange et au col de fourrure, 1937

Femme au béret orange et au col de fourrure, 1937
“Dies ist unser Plakatmotiv, und es handelt sich nun wirklich um eine Trouvaille. Nachdem Picasso dieses Bild gemalt hatte, wurde es nur ein einziges Mal ausgestellt, sehr kurz in der Galerie Beyeler. Ein Basler Sammler hat es damals gekauft und es wurde nie wieder ausgeliehen, nie wieder ausgestellt. Niemand kannte dieses Gemälde.
An diesem Bild lässt sich gut erklären, wie man Picas-sos Modelle erkennen kann: Klassisch, blond und eine Nase, die gerade in einer Linie in die Stirn übergeht – das ist Marie-Thérèse Walter. Braune Haare und das Gesicht in einzelne Anatomieteile zerstückelt und kompliziert – das ist die schwierige Dora Maar. Es war die Zeit, in der Picasso in einer Vierecks-Beziehung lebte, und Dora Maar, selbst eine Künstlerin, eine Fotografin, die sich im Surrealisten-Zirkel bewegte, war sicherlich die anspruchvollste und stärkste Geliebte Picassos.”
Nina Zimmer