Thomas Scheibitz, Relief, 2022

Thomas Scheibitz‘ bildhauerisches Werk – if seven was five

Kloster Schoenthal, Langenbruck
10. April bis 6. November 2022

Die Ausstellung if seven was five legt den Fokus auf das bildhauerische Werk des in Berlin lebenden Künstlers Thomas Scheibitz. Malerei und Skulptur bestimmen gleichberechtigt seine künstlerische Praxis, die immer wieder dasVerhältnis zwischen autonomer Setzung und einem sich verflüchtigenden Weltbezug untersucht. Grundlage seiner Arbeiten ist ein breit angelegter Fundus von «Sekundärmaterial», wie der Künstler sein umfangreiches Archiv gesammelter Materialien bezeichnet.

Thomas Scheibitz, Portal, 2022

Das Spektrum reicht von hingeworfenen Skizzen über verschiedenste Zeitungsausschnitte und kunsthistorische Referenzabbildungen bis zu Baumarktkatalogen und eigenartigen Alltagsgegenständen: All dies kann ein Ausgangspunkt seiner Arbeiten sein, die jeweils einen mehrstufigenTransformationsprozess durchlaufen und sich als Destillate der Wirklichkeit in irritierender Weise eindeutigenZuschreibungen entziehen.

Die für if seven was five ausgewählten Werke zeichnen sich im gegebenen Kontext durch vielschichtige Verweise und sichöffnende Assoziationsfelder aus. Scheibitz greift bekannte Erscheinungen aus dem Alltag auf, übersetzt diese dann in seinespezifische Sprache, deren Vokabular er über die Jahre in seinem gesamten künstlerischen Schaffen immer weiter ausdifferenziert hat. Glaubt man als Betrachter /in beispielsweise, eine Form eindeutig als architektonisches Element zuidentifizieren, beginnt sich diese Sicherheit schon beim zweiten Blick aufzuweichen und schliesslich geradezu aufzulösen.

Thomas Scheibitz, if seven was five, Ausstellungsansicht in der Klosterkirche Schoenthal
Thomas Scheibitz, if seven was five, Ausstellungsansicht in der Klosterkirche Schoenthal

Thomas Scheibitz arbeitet an einer Reduktion der dreidimensionalen Form, um deren essentiellen Merkmale dann durcheinen malerischen Akzent, eine farbliche Expressivität zu aktivieren. Harte l<anten treffen auf ausfransende Farbränder,Oberflächen täuschen ein anderes Material vor, und das Offensichtliche geht mit einer rätselhaften Hermetik ein Wechselspiel ein.

Auch die jeweiligen Titel legen nur scheinbar eine klare Spur – so zum Beispiel bei der eher kleinen und direkt auf demBoden stehenden Skulptur, die mit <<Kopf» (2022) betitelt ist.

Dieser Titel lenkt Assoziationsketten zwar vorerst in eine bestimmte Richtung, sie bleiben schlussendlich aber nichtgreifbar. Der Künstler baut Leerstellen ein, die eine auftauchende Ahnung permanent in Frage stellen und einen Dialogmit der Skulptur jenseits begrifflicher Klarheit radikal einfordern. «Am Rande einer Erfindung stehen», nennt dies derKünstler im Gespräch.

Autor: Andreas Fiedler, Kurator der Ausstellung

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