Nam June Paik mit Charles Atlas, Merce by Merce by Paik, Part One: Blue Studio: Five Segments, 1975–76

Video / Film. Bestandsaufnahme

bis 14.04.2019

Das Kunstmuseum Basel zeigt Film- und Videoarbeiten aus der
eigenen Sammlung. Die Werke beschäftigen sich alle mit den künstlerischen Möglichkeiten und den dokumentarischen, experimentellen Spielarten des Mediums. Eine Recherche im Archiv hat gezeigt, dass das Haus in den 1970er-Jahren ein gut besuchtes Filmprogramm durchführte. Alle zwei Wochen wurden neuste Künstlerfilme sowie Dokumentarfilme über Künstlerinnen und Künstler gezeigt. Ziel war es, einerseits auf aktuelle Entwicklungen innerhalb der bildenden Kunst zu reagieren und andererseits die Sammlung mithilfe von dokumentarischen Filmen zu vermitteln. 

In der Sammlungspräsentation wird der eigene Bestand an Film und Video seit den 1960er-Jahren analysiert. Ausgangspunkt ist der lebendige Austausch zu Film und Kunst am Kunstmuseum Basel der 1970er-Jahre. Als Reproduktionen gezeigte Archivdokumente geben einen Eindruck davon, welche Pionierarbeit Zdenek Felix, der damalige Assistent im Bereich der Moderne, leistete. Im Alleingang bemühte er sich darum, im Kunstmuseum Basel die zeitgenössische internationale Kunstproduktion zu verankern und dem Medium Film einen neuen Status zu verleihen. Felix vernetzte das Kunstmuseum mit Künstlerinnen und Künstlern, Museen und Galerien, die heute als prägende Akteure der Kunstgeschichte gelten. Kaum eines der damals im Filmprogramm gezeigten Werke wurde angekauft. Die technischen Anforderungen, die für das Sammeln und Ausstellen der bewegten Bilder nötig waren, empfand das seinerzeit klassisch ausgerichtete Museum als zu grosse Herausforderung. Selbst gegen Ende des Filmprogramms im Jahr 1978 wollte man keine Video-Ausrüstung und Abspielgeräte erwerben. Damals wurde allein auf den Moment der Vorführung vertraut.  

Die Ausstellung Video / Film kann als Arbeitssituation verstanden werden, die sich darum bemüht, den Videobestand der 1970er- und 1980er-Jahre zu charakterisieren und aufzuarbeiten und die Sammlung als Ort der ständigen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Perspektiven zu nutzen. Diese Arbeit wird im Rahmen einer Kooperation mit Studierenden des Kunsthistorischen Seminars der Universität Basel vertieft. Zu sehen sind u. a. Werke von Joan Jonas, Lawrence Weiner, Nam June Paik, Richard Serra und Dan Graham. Werke werden im Sinne einer Bestandsaufnahme der Sammlungsbestände in unregelmässigen Abständen ausgetauscht.

Die Bemühungen von Zdenek Felix dürfen nicht isoliert betrachtet werden. Vielmehr stehen sie im Kontext einer institutionsübergreifenden Debatte über das Potenzial und die Problematiken des neuen Mediums. «Die Szene der audiovisuellen Medien wird zusehends unübersichtlicher», schrieb Paul Vogt (der damalige Leiter des Museums Folkwang in Essen) am 1. Oktober 1973 an Zdenek Felix. Eine Aussage, die man in Hinsicht auf die öffentlichen Debatten um neue Medien und Fragen der Digitalisierung heute beinahe unverändert übernehmen könnte. 

Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten im Umgang mit dem fragilen historischen Film- und Videomaterial. Sie wirft aber auch neue Fragen und Problemstellungen auf, wie etwa jene des Verhältnisses von ursprünglichem Trägermedium und Digitalisat. Auch Fragen rund um den Moment der Vorführung sind durch den Einsatz digitaler Technologien so virulent wie nie.

Die Ausstellung Video/Film wurde von Olga Osadtschy, Philipp Selzer und Maja Wismer kuratiert.

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