Liebe Kunstfreunde
Wieder einmal ist die Freiheit in aller Munde: Über eine Million Menschen gingen zu Beginn des Jahres in Paris und anderen Städten auf die Strasse, um für die Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit sowie die Freiheit der Kunst zu demonstrieren. Die Freiheit ist das Recht anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen, brachte es George Orwell auf den Punkt. Täglich werden wir in den Medien Zeugen davon, dass die Freiheit der Menschen wie der Völker kein natürlicher Normalzustand, sondern eine Errungenschaft der Zivilisation ist, welche erkämpft und verteidigt werden muss. Dass die Freiheit des Einzelnen da aufhört, wo die Freiheit des Anderen anfängt bedeutet auch, dass diese stets in einem Spannungsfeld steht, neu ausgelotet und verhandelt werden muss. Erst die Vielfalt der Meinungen und die Toleranz gegenüber Andersdenkenden schafft Raum für Ideen, Experimente und Kunst.Die Kunst ist die schönste Tochter der Freiheit (Friedrich Schiller). Künstler sind Forscher
an der vordersten Front der individuellen Freiheit, welche zugleich die wichtigste Voraussetzung für das Entstehen von Kunst ist. Kunstmuseen sind Freiheitsgärten, wo individueller Ausdruck spriessen, neuartige Ansicht gedeihen und der Baum der Erkenntnis wachsen kann. In unseren Museen werden die Früchte dieser Freiheitsakte ausgestellt, gesammelt, bewahrt, erforscht, vermittelt und diskutiert. Dass beispielsweise Maurizio Cattelans Skulptur des vom Meteor erschlagenen Papstes La Nona Ora in der Kunsthalle Basel problemlos ausgestellt werden konnte, ohne wie anderswo religiöse Fanatiker auf den Plan zu rufen, ist Zeichen der Freiheit, welche die Kunst in unserer Region geniesst. Freiheit ist ein Gut, das wächst, wenn man es braucht, und sonst schwindet. Durch Ihr Interesse an und Ihre Wertschätzung der Kunst leisten Sie, liebe Museumsbesucherinnen und -besucher, einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Freiheit. Wir danken Ihnen dafür.
Kaum ein Künstler ging weiter in seiner Suche nach individueller und künstlerischer Freiheit als Paul Gauguin. Erstmals seit 1950 ist in unserer Region wieder eine Ausstellung des legendären französischen Malers und Bildhauers zu sehen. Die Fondation Beyeler hat über fünfzig seiner berühmtesten Gemälde und Skulpturen versammelt.
Das Kunstmuseum Basel ist dieses Jahr wegen Bauarbeiten geschlossen, aber eine Auswahl von altdeutschen Meisterwerken seiner wunderbaren Sammlung ist im Museum der Kulturen Basel und eine Selektion moderner Sammlungswerke im Museum für Gegenwartskunst Basel ausgestellt. Immer der Nase nach geht es in der Ausstellung Belle Haleine – Der Duft der Kunst im Museum Tinguely, wo Kunstwerke vom 16. bis 21. Jahrhundert präsentiert werden, die sich mit dem flüchtigen Geruchssinn auseinandersetzen.
Afrikanische Architektur aus den 1960er Jahren war ein wesentliches Mittel um die nationale Identität und den hoffnungsvollen Geist der soeben unabängig gewordenen
Staaten auszudrücken. Eine Ausstellung im Vitra Design Museum dokumentiert über fünfzig dieser experimentellen, futuristischen Bauten.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Herzlich, Sam Keller, Direktor Fondation Beyeler