30. August 2024 bis 17. November 2024
Bali gilt für viele als das Ferienparadies schlechthin. Schöne Strände, pittoreske Landschaften, exotische Riten und Gebräuche sowie gastfreundliche Einheimische machen die Insel zu einer der weltweit attraktivsten Tourismusdestinationen.
Der deutsche Künstler Walter Spies (1895 – 1942), hat die Insel der Götter vor 99 Jahren für sich entdeckt und das touristische Potenzial Balis und seiner Bewohnerinnen und Bewohner erkannt. Er hat einheimische Kunstformen aufgenommen und weiterentwickelt. In Europa zu Unrecht immer noch weitgehend unbekannt, ist Walter Spies in der balinesischen Kunstszene bis heute eine Galionsfigur. Sein Lebensstil war vor allem den Kolonialbehörden suspekt, doch bei der einheimischen Bevölkerung genoss er hohen Respekt. Mit Walter Spies nahm der Tourismus auf Bali seinen Anfang. Er lockte Prominente wie Charlie Chaplin oder Vicky Baum auf die Insel und legte damit den Grundstein für den heutigen Massentourismus, der auch seine Schattenseiten hat.
In der Ausstellung ROOTS und in einem gleichnamigen Begleitfilm konfrontiert Michael Schindhelm den in die Gegenwart wiedergekehrten Walter Spies mit der heutigen Realität auf der Götterinsel Bali. Schindhelm stellt aber nicht einfach einen europäischen Künstler auf Bali in den Vordergrund, sondern er integriert zeitgenössische Kunstschaffende aus Bali mit ihren Sichtweisen in die Ausstellung. Und er hinterfragt die touristische Entwicklung der Götterinsel kritisch, die in manchen Bereichen wie der Umweltverschmutzung oder der Verkehrsbelastung ihre Götterdämmerung erlebt. Die Ausstellung ROOTS baut nicht zuletzt aus Gründen der Nachhaltigkeit auf der Szenografie von The End of Aging auf und führt uns doch wieder in eine ganz andere Welt – diesmal in die Villa Iseh. Die Besucher:innen werden eingeladen, das Labyrinth der Räume in der Villa zu erkunden, von der Rezeption über Schlafzimmer, Korridor, Wohnbereich bis hin zu einem Poolraum.
Zu den Höhepunkten zählen Werke des Malers Made Bayak und des Grafik-designers Gus Dark, die den balinesischen Kampf zur Bewahrung ihrer kulturellen Identität angesichts zeitgenössischer Herausforderungen erforschen. Zudem werden eine Reihe von Filmen und Installationen gezeigt, die entscheidende Momente der balinesischen Geschichte, einschliesslich des Völkermords von 1965, reflektieren. Auszüge aus Michael Schindhelms Dokufiktion ROOTS werden die Ausstellung begleiten. Der Film zeigt Walter Spies, wie er sich durch die moderne Landschaft Balis bewegt. Durch Begegnungen mit balinesischen Künstlern und Persönlichkeiten ringt der Geist von Spies mit seinem eigenen Erbe und dem anhaltenden Einfluss der westlichen Zivilisation auf der Insel. Die Besucher:innen werden eingeladen, ihn auf seiner Reise über die heutige Insel zu begleiten, 99 Jahre nach dem ersten Besuch des Malers.
ROOTS ehrt das umfangreiche Erbe von Spies, indem es seine Geschichte in die zeitgenössische Erzählung Balis einwebt und die Komplexität des kulturellen Austauschs erforscht. Durch die Tänzerin Dewa Ayu Eka Putri, den Musiker Putu Tangkas Adi Hiranmayena und balinesische Mitwirkende, darunter der inter-
national renommierte Choreograph Wayan Dibai, der Galerist Agung Rai und viele andere, wird der Geist von Spies in dieser Ausstellung erweckt.