Geniale Frauen – Künstlerinnen und ihre Weggefährten

Kunstmuseum Basel | Hauptbau
02.03.2024 – 30.06.2024

Im Norden wie im Süden Europas gab es zwischen 1500 und 1800 weit mehr Malerinnen, Lehrerinnen, Verlegerinnen und Grafikerinnen, als man es vermuten würde. Einige waren gar über die Massen erfolgreich. Doch auch wenn eine Karriere als Künstlerin nicht gänzlich unmöglich war, war sie gesellschaftlich nicht vorgesehen und nur unter besonderen Bedingungen zu realisieren. Die Ausstellung Geniale Frauen zeichnet anhand von rund 100 Werken den Werdegang einzelner Künstlerinnen durch pointierte Gegenüberstellungen mit Werken ihrer Väter, Brüder, Ehemänner und Konkurrenten nach und bettet sie in den Kontext der vormodernen Jahrhunderte ein. Im konzentrierten Vergleich werden auf faszinierende Weise gestalterische und inhaltliche Entsprechungen und Abweichungen sichtbar. Auch werden soziale wie familiäre Hintergründe beleuchtet. 

Lange blieb Frauen der Zugang zu den Zünften oder Akademien verwehrt. Künstlerinnen stammten daher sehr oft aus Künstler-
familien, wo sie entsprechende Ausbildungen erhielten. Catharina van Hemessen (1528 – nach 1565) beispielsweise, die im Alter von
20 Jahren das früheste bekannte Selbstporträt einer Künstlerin bei der Arbeit schuf – es befindet sich heute in der Sammlung des Kunstmuseums Basel –, erlernte das Malen wohl in der Werkstatt ihres Vaters Jan Sanders van Hemessen. 

Einige Künstlerinnen arbeiteten im Verborgenen ihren Familienmitgliedern zu. Ihre Handschriften sind oft schwer auszumachen, sind diese gemäss den damaligen Werkstattgepflogenheiten doch stilistisch eng mit den Werken ihrer Meister verschmolzen. Wiederum andere wurden in Künstlerhaushalte verheiratet. Von Rachel Ruysch (1664–1750) etwa ist belegt, dass ihr Gatte ihr das Malen nicht nur gestattete, sondern dass sich ihre Stillleben sogar besser verkauften als seine eigenen und er sie regelrecht in ihrer Arbeit unterstützte. Sie wurde als erste Frau in die Den Haager Malergilde aufgenommen. In der Regel jedoch, wie im Falle von Judith Leyster (1609–1660), erfolgte auf die Eheschliessung die Aufgabe des eigenen Berufs und die Unterordnung unter den Ehemann. Mancherorts konnte die Frau diesen zwar in seiner Werkstatt unterstützen, doch konkret standen nun oftmals Kinder und Familie im Vordergrund. Deswegen gab es auch Künstlerinnen, die bewusst unverheiratet blieben. 

Deutlich seltener, aber umso bemerkenswerter sind jene Künstlerinnen, die fernab des Berufsstandes geboren wurden und dennoch das Malen erlernten. Sie finden sich im adeligen und im bürgerlichen wie im handwerklichen Milieu. Zu den Beispielen gehört Sofonisba Anguissola (1532–1625). Ausgebildet von dem Maler Bernardino    Campi (1522–1591) wurde sie später dank einer gezielten «Vermarktung» durch den Vater als Hofmalerin an den spanischen Königshof berufen. 

Porträt und Blumenstillleben waren die beliebtesten Motive der Künstlerinnen. Aber es gab auch Ausnahmen: Mit der Historienmalerei kam bisweilen sogar die ranghöchste Gattung aufs Tableau. Es gibt somit kein «typisch weibliches» Thema, sondern die Motive sind vor allem Ausdruck des jeweiligen Kunstortes und der Zeit, in der die jeweilige Malerin lebte. Die Ausstellung Geniale Frauen zeigt all diese Sujets in Werken von 19 Künstlerinnen – von unbekannteren bis zu prominenten Namen wie Maria Sibylla Merian oder Angelika Kauffmann.

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