Kunstmuseum Basel
20.10.2018 – 10.02.2019
Johann Heinrich Füssli (1741–1825) interessierte sich zeitlebens für die Literatur und das Theater und formulierte unzählige Vorlagen von Milton bis Shakespeare für seine Gemälde um. Füssli. Drama und Theater rückt diese literarischen Quellen anhand von rund 70 Gemälden in mehreren Ausstellungskapiteln in den Fokus und widmet sich darin ebenso den dramatischen Stilmitteln des Malers.
Füsslis ganzes Schaffen ist durchzogen von der Auseinandersetzung mit grosser Literatur, wie er sie schon während seiner Studienjahre in Zürich kennenlernte. Seine Motive entnimmt er der antiken Mythologie, John Miltons Das verlorene Paradies oder Shakespeares Dramen und setzt sie «theatralisch» in Szene: In effektvollen Kompositionen sind die zum Zerreissen gespannten Körper seiner Helden und Jungfrauen schlaglichtartig erhellt. Geistervisionen, gefallene Engel, Feen und andere übernatürliche Erscheinungen entfalten eine spektakuläre, oft düstere Phantastik. An der Epochenschwelle zwischen Klassizismus und Romantik lässt Füssli künstlerische Konventionen hinter sich und verschreibt sich ganz dem Reich seiner eigenwilligen Imagination.
«Shakespeare der Leinwand»
Nach einem mehrjährigen Romaufenthalt machte er ab den 1780er-Jahren in London mit seinen Gemälden zu Shakespeares Werken Furore. Die Ausstellung präsentiert unter anderem grosse Formate zum Sommernachtstraum, Macbeth und Hamlet, die der Autodidakt für zwei Literatur-Galerien schuf und die ihm bald den Beinamen «Shakespeare der Leinwand» einbrachten. Auch aus Füsslis eigenem Projekt einer Milton-Galerie, dem er sich zwischen 1790 und 1800 widmete, sind Hauptwerke vertreten.
Das Bild vom exzentrischen «wilden Schweizer», wie Füssli in London genannt wurde, ist bislang stark von seinem Skandalerfolg Der Nachtmahr geprägt, von dem in der Ausstellung die Version aus einer Basler Privatsammlung zu sehen ist. Entsprechend ist der Künstler dem Publikum vor allem als Vorreiter der Schwarzen Romantik und des «Gothic Horror» bekannt. Die Ausstellung im Kunstmuseum Basel bereichert dieses Image, indem sie Füssli als äusserst belesenen Künstler mit genialischer Imagination präsentiert. Sie umgibt den Betrachter mit bildgewordenen epischen Stoffen und erkundet sowohl Füsslis literarisches Universum wie auch seine dramatische Vorstellungswelt.
Die Inspirationsquellen Füsslis werden in Kapiteln zu antiken und mittelalterlichen Sagen, zu seiner Beschäftigung mit neueren und zeitgenössischen Werken wie Christoph Martin Wielands Oberon, zu Shakespeares Tragödien und Komödien und zu Miltons Versepos Das verlorene Paradies vorgestellt. Ein weiteres Kapitel ist seinen Autorenbildern und Inventionen gewidmet – Gemälden, die sich nicht unmittelbar an einer existierenden literarischen Vorlage orientieren, sondern «personifizierte Gefühle» darstellen, die der Künstler zuweilen in selbst erfundene narrative Zusammenhänge einband.
International und multimedial
Wie Füssli, so strebt auch die Ausstellung Drama und Theater nach dem maximalen Effekt und konzentriert sich ganz auf das repräsentative Medium der Malerei. Die ebenso spektakulären wie intellektuell anspruchsvollen Bildwelten Füsslis der Londoner Jahrzehnte werden in fast 70 Werken präsentiert; neben den sieben Gemälden aus dem Kunstmuseum Basel werden grosszügige Leihgaben aus dem Kunsthaus Zürich, aus der Folger Shakespeare Library, Washington, dem Yale Center for British Art, New Haven, dem Louvre, der Tate London und dem Metropolitan Museum of New York sowie aus weiteren Schweizer und internationalen Museen und Privatsammlungen gezeigt.
Um im Museum die Welten von Literatur, Theater und Kunst zusammenzubringen, reflektiert Thom Luz, Hausregisseur am Theater Basel, das Atmosphärische, zuweilen Rätselhafte der Werke Füsslis aus Sicht des zeitgenössischen Theaters in einer Videoarbeit. Der Audioguide gibt dem Besucher ausserdem die Möglichkeit, sich von Füssli persönlich durch die Räume führen zu lassen.