Andreas Gursky, Paris, Montparnasse, 1993

Andreas Gursky in Baden-Baden

Andreas Gursky
03.10.2015 – 24.01.2016
Museum Frieder Burda/D

Der Düsseldorfer Fotograf Andreas Gursky (geb. 1955 in Leipzig) gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler: Sachlich und präzise fängt er die Brennpunkte der modernen Lebenswelten und der globalen Realität ein. Jede Gesamtkomposition ist ein technisches und bildnerisches Meisterwerk und längst im kollektiven Bildgedächtnis eingeschrieben.

Die digitale Bildbearbeitung und das extreme Großformat sind neben der dezidierten Farbfotografie seine charakteristischen Ausdrucksmittel. Gurskys Werke sind dabei auch immer bildhaft gewordene Zeugen seiner Reisen um die Erde. Hinter seinen Bildern verbirgt sich somit eine imaginäre Landkarte, die die Reiserouten des Künstlers nachzeichnet, und es erweist sich, dass Gursky schon immer eine genaue Schilderung der Welt im Auge hatte.
Stets sind seine Bilder Reflexionen über die äußere und die innere Erscheinung der Welt. Die augenscheinliche Schönheit und Perfektion seiner Bilder täuscht, verbirgt sich doch erst hinter ihnen, sozusagen nach einer ersten Inaugenscheinnahme, der reiche Gedankenraum des Gezeigten. Gurskys Bilder verführen durch das Gezeigte, ihnen ist aber gleichzeitig die beharrliche Aufforderung mitgegeben, über ihren Grund nachzudenken.

Von antiken Stätten über aktuelle gesellschaftliche und politische Brennpunkte bis hin zu fiktiv arrangierten Phantasiewelten: Stets erweisen sich Andreas Gurskys Bilder als subtile Betrachtungen über den Zustand unserer globalisierten Welt. Kairo und die Cheops-Pyramide, Prada-Shops, Produktionsbetriebe und Müllhalden, Massenspektakel im nordkoreanischen Pjöngjang oder anlässlich von Kirchentagen, das subversive Aufzeigen von Machtstrukturen und globalen Weltordnungen, die international agierenden Börsen, Museen als Orte vermeintlicher Besinnung und Comic-Helden zur Vorstellung zukünftiger Welten – all dies gehört zum Repertoire seiner Bildkompositionen.

Die von Udo Kittelmann kuratierte Ausstellung im Museum Frieder Burda, die in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entstand, zeigt den faszinierenden Bildkosmos von Gursky in einer Art Überblicksschau. Sie spannt den Bogen von den älteren ikonischen Werken Andreas Gurskys bis hin zu seinen jüngsten Bilderfindungen. Dem Besucher eröffnet sich ein bilderreiches Panorama, das einerseits unsere komplexe Wirklichkeit präzise analysiert und anderseits eine große Lust am Sehen und Entdecken von Bildern formuliert.

Die bei Steidl erschienene Ausstellungspublikation thematisiert die für das Museum getroffene Bildauswahl und deren künstlerischen und kuratorischen Ansatz an beispielhaften Dialogen von Bild und Text. Das den Bildern von Gursky immanente Moment zur Konstruktion und Rekonstruktion von Wirklichkeit erfährt im Katalog eine dialogische Entsprechung durch die Auswahl des Kurators an redaktionellen Texten aus der nationalen und internationalen Tagespresse.