Liebe Kunstfreunde
In den beiden Basler Halbkantonen werden seit Jahren heisse Diskussionen um Stadt- und Landkultur sowie ihre Zusammenarbeit geführt. Wie immer, wenn in der Kultur versucht wird, Kategorien und Grenzen einzuführen, werden diese der Komplexität kultureller Produktion und Rezeption kaum gerecht. Auch weil das Verbindende in der Kultur naturgemäss eben stärker ist als das Trennende.
Wie sich die Verbindung von intensivem künstlerischen Austausch in Metropolen und individueller Arbeit von Künstlern in der Zurückgezogenheit auf dem Land gegenseitig befruchten können, zeigen exemplarisch die Herbstaustellungen in den Basler Museen.
Vor einem Jahrhundert war München eines der wichtigsten Zentren für die Entwicklung der modernen Kunst. Von der Aufbruchstimmung angezogen, kamen und befreundeten sich Künstler aus halb Europa, darunter auch der junge Paul Klee. Weltweite Bekanntheit und Einfluss erreichte der Bund gleichgesinnter Künstler unter dem Namen Der Blaue Reiter.
Ihre Protagonisten waren Franz Marc und Wassily Kandinsky, welcher von der Kunstgeschichte als Schöpfer der ersten abstrakten Bilder gefeiert wird. Diese farbenfrohe künstlerische Revolution nahm ihren Anfang auf dem Lande, im oberbayerischen Dorf Murnau, wohin sich Kandinsky und Alexej von Jawlensky mit den Künstlerinnen und Geliebten Gabriele Münter und Marianne von Werefkin zurückgezogen hatten. Die reiche Ernte ihrer fruchtbarsten Jahre, die mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs endeten, präsentiert die Fondation Beyeler in der ersten umfassenden Ausstellung zum Blauen Reiter in der Schweiz seit 30 Jahren.
Angezogen von der vibrierenden New Yorker Kunstszene in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, kam der amerikanische Maler Jackson Pollock aus den Weiten des Mittleren Westens in die Metropole. Bald darauf zogen er und seine Frau, die Künstlerin Lee Krasner, aufs Land in Long Island. Auf dem Boden einer Scheune schuf er seine legendären abstrakten Drip Paintings. Das Kunstmuseum Basel zeigt eine Ausstellung, in der sein figuratives Früh- und Spätwerk im Mittelpunkt stehen.
Auch in Jean Tinguelys Arbeit verbindet sich das Leben in der Stadt mit jenem auf dem Land. Seine Kunstwerke entstanden sowohl in Basel, Paris und New York als auch auf dem Bauernhof im Fribourgerland, dem Wald von Milly-la-Fôret und in der Wüste von Nevada. Das Tinguely Museum bringt seine Musikmaschinen und seine Maschinenmusik zum rattern und scheppern.
Das Museumsmagazin der Region Basel stellt Ihnen diese und weitere attraktive Ausstellungen vor. Es sind gerade die Vielfalt und das Zusammenspiel von Kunst in der Stadt und auf dem Land, die unsere Region so bereichern. Als jemand, der in einem Museum arbeitet, das an der Schnittstelle von beiden liegt, kann ich dies täglich erleben.
Sie sind herzlich eingeladen, den wunderbaren Kunstherbst in und um Basel zu geniessen.
Wir wünschen Ihnen dabei viel Vergnügen.
Herzlich
Sam Keller, Direktor Fondation Beyeler